Main-Post vom 22. September 2007

Ihr lieben Leut!

Neulich wusste ein Main-Spessarter nicht, ob er sich über die hochverfeinerte Technik seines Autos (eines mit dem Stern) freuen sollte: Bei Verwandten im Nachbarort hatte der Rentner einige Säcke Kartoffeln erworben, die er nun so in seinem Auto unterbrachte, dass sie später leicht wieder herauszuheben sein sollten: zwei im Kofferraum und den kleinsten der drei Säcke auf dem Rücksitz. Beim Fahren störte den Mann schon auf den ersten 100 Metern ein nervend-fiependes Geräusch und er stieg aus, um nachzusehen, woher es käme. Außen war nichts festzustellen.

Er hielt später ein weiteres Mal an, weil er zwischen den Kartoffeln eine Maus als blinden Passagier vermutete, fand aber keine. Er musste ein drittes Mal anhalten, um die Ursache herauszufinden: Offenbar identifizierte die Elektronik des Sternmobils den Kartoffelsack auf dem Rücksitz als "schweren Passagier". Und das Fiepen war die Meldung der Technik an den Kartoffelsack: Anschnallen bitte!

Dergestalt gewarnt, legte der Fahrer nun dem Kartoffelsack den Sicherheitsgurt an und setzte seine Fahrt fort - ohne fiepende Nebengeräusche.

Vorsicht: Wenn diese Geschichte jemand von der EU-Kommission in Brüssel liest, kommt garantiert bis spätestens 2009 die Anschnallpflicht für Kartoffelsäcke, detailliert beschrieben auf einem mindestens 27-seitigen Gesetzesblatt...

Es sei denn, die Interessenvertreter der bayerischen Kartoffelzüchter und Kartoffelsackhersteller in Brüssel können das noch rechtzeitig verhindern. Unterstützung finden sie bestimmt bei den bayerischen EU-Abgeordneten, deren jüngste aus Unterfranken kommt: Anja Weisgerber aus Schwebheim bei Schweinfurt.

Die Parlamentarierin, die kürzlich den Kreistag Main-Spessart in Brüssel willkommen hieß, wirbt in einer vielfarbigen Broschüre für sich. In dem hübsch-bunten Prospekt hat sie - wie Politiker das gern tun - auch eine Bilderseite, auf der sie mit vielen noch prominenteren Politikern abgebildet ist: Kanzlerin Merkel, Noch-Ministerpräsident Stoiber, Bald-Ministerpräsident Beckstein. Und: oben auf der Seite der Bürgermeister von Bischbrunn, Richard Krebs.

Wahrscheinlich hat Weisgerber die Prominenten danach ausgewählt, wie oft sie in der Zeitung erschienen sind. Und da steht Krebs zu Recht ganz oben! Er hat nämlich gefühlte 50000 Berichte über die lange geplante, kürzlich noch bevorstehende, gestern eröffnete und heute und morgen gefeierte neue Ortsdurchfahrt von Bischbrunn verfasst. Kein Wunder, dass dieser Mann für MdEP Weisgerber einen höheren Stellenwert haben muss als Merkel und Stoiber.

Von dem Mann kann mancher Politiker noch was lernen, glaubt

Euer Fischers Fritz