Main-Post vom 01. Juni 2012

Ihr lieben Leut!

Wer auf Freiersfüßen wandelt wie ich, der sollte ein Werk von Wilhelm Busch gelesen haben: die „Abenteuer eines Junggesellen“. Da stehen viele schlaue Sätze drin, die sich auch noch reimen. An einen musste ich denken, als ich beim Hädefelder Weinfest mit meinen Kumpels geschöppelt habe:

Rotwein ist für alte Knaben
eine von den besten Gaben.

Wie recht der gute Wilhelm hat! Eigentlich hatte ich mir für dieses Wochenende vorgenommen, mir wieder einen guten Tropfen zu gönnen, und zwar auf dem Würzburger Weindorf. Doch dann kamen mir zwei Dinge dazwischen: Erst hat mir einer erzählt, was die da für einen Schoppen verlangen, und kurz darauf habe ich gelesen, was heute in Bischbrunn los sein wird. Ein gewisser Richard Krebs wird das kleine Dorf im Spessart komplett auf den Kopf stellen. Ich meine nicht den Richard, der seit bald 30 Jahren als Bürgermeister über Bischbrunn herrscht, sondern seinen Namensvetter aus Amerika, der aussieht als wären er und Richard eineiige Zwillinge. Damit es keine Verwechslungen mehr gibt, nenne ich den US-Doppelgänger ab jetzt Ritschert.

Wegen dem Ritschert, der seit gestern zu Besuch in Deutschland ist, wird der Richard heute ein deutsch-amerikanisches Freundschaftsfest veranstalten, bei dem es an nix fehlen wird. Davor werden die zwei in einem geschmückten Landauer vom Kühhirt in Esselbach nach Bischbrunn fahren. Ich habe mir sagen lassen, dass in der Kutsche schon unser früherer Ministerpräsident Franz-Josef Strauß und die Landtagspräsidentin Barbara Stamm gesessen haben. Platz genug ist da drin also ganz bestimmt.

Dass der Richard keine halben Sachen macht, wenn er was anpackt, weiß der Ritschert längst. Schließlich haben die beiden schon oft Kontakt miteinander gehabt, mal ganz traditionell per Briefpost, mal topmodern über Skype, so eine Art Bildtelefon auf dem Computer. Doch auch der Ritschert ist ein Mann der Tat und weiß die verrückte Geschichte zu vermarkten. So wie bei uns haben auch drüben in den Staaten die Medien mehrfach über die zwei Krebse berichtet. Die Scranton-Times, eine Zeitung in Ritscherts Heimat Pennsylvania, war live dabei, als der Ritschert über Skype mit dem Richard gebabbelt hat. Die Überschrift des Artikels lautete dann, auch für jeden Spessart-Eingeborenen verständlich: „Richard Krebs meets his German doppelganger“.

Doch es wird nicht bei der Story im Lokalteil bleiben. Die Associated Press, eine Riesen-Nachrichtenagentur, hat bei der Scranton-Times angeklopft, weil sie mehr über Ritscherts deutschen Zwillingsbruder erfahren wollte. Ein Redakteur der Scranton-Times hat dem Ritschert sogar schon angekündigt, er sei auf dem besten Weg dazu, „weltweite Berühmtheit zu erlangen“. Weltberühmt werden? Hm, ich glaube, es ist Zeit, dass auch ich ein Geheimnis lüfte. Ich werde am Samstag nicht alleine nach Bischbrunn kommen, sondern jemanden mitbringen, der mir sehr ähnlich sieht: meinen amerikanischen Doppelgänger, den Fisherman's Fritz.

Mit Richard und Ritschert können wir doch locker mithalten, oder?

Euer Fischers Fritz