Main-Post vom 31. August 2012

Ihr lieben Leut!

HÄDEFELD   Ihr lieben Leut! Richard Krebs, an diesem Mann scheiden sich die Geister. Ich bin mir bewusst, dass nicht jeder Leser ein Fan des Bürgermeisters von Bischbrunn ist. Mancher stöhnt auf, wenn er ihn in der Zeitung sieht: „Schon wieder der.“ Also: Wer letztere Meinung teilt, möge bitte nicht weiterlesen, doch die Nachrichtenlage zwingt uns, heute einen Blick in den nahen Spessart zu werfen. Ihr werdet gestern gelesen haben, dass ein Gentest ergeben hat, dass die Doppelgänger Richard T. Krebs (Lake Ariel/Pennsylvania) und Richard Krebs (Bischbrunn/Bayern) nicht blutsverwandt sind. Zu diesem Behufe musste eine Speichelprobe aus dem Spessart in die USA transferiert werden, wie uns der umtriebige Bürgermeister wissen ließ, wie er überhaupt trotz fortgeschrittenen Alters (Jahrgang 1948, wie auch US-Richie) mit allen Mitteln der modernen Kommunikation die Welt an seinem Doppelgänger-Glück teilhaben lässt.

Wir wollen nun nicht weiter auf den Doppelgängern herumreiten, was in diesem Organ schon ausgiebig geschah, sondern uns dem widmen, was Wissenswertes über „unseren“ Richard bei der Untersuchung herauskam, beispielsweise, dass sein Genmaterial zu 2,8 Prozent mit dem des Neandertalers übereinstimmt, was bei einem echten Spessarter nicht von Nachteil sein dürfte. In seinem der Weltpresse großzügig von ihm offerierten Gen-Bulletin vergisst Krebs nicht darauf hinzuweisen, wem sein Erbmaterial laut der 299 Dollar teuren Analyse des amerikanischen Instituts „23andme“ noch ähneln soll: dem des angeblich drittreichsten Mannes der Welt, Warren Buffett, sowie dem des Friedensnobelpreisträgers Desmond Tutu, Ex-Erzbischof aus Südafrika.

Trefflich lässt sich darüber sinnieren, was Krebs damit signalisieren will. Warren und Desmond – vereint in seiner Person? Buffett ist trotz seines sagenhaften Reichtums für sein Understatement bekannt, gerne speist er in ganz normalen Ami-Restaurants. Ähnlich unser Richard, dessen Privatgemächer in einem durchschnittlichen Einfamilienhaus in der Kändelstraße untergebracht sind, obwohl er neben dem Bürgermeisterdienst noch hohe Ämter bekleidet wie das des Vorsitzenden der Wassergruppe Marktheidenfeld. Mit Tutu, dem unermüdlichen Kämpfer gegen die Apartheid in Südafrika, verbindet ihn sein Engagement gegen die Benachteiligung von „Schwarzen“. Als Kreisgeschäftsführer der CSU verschafft er den „Schwarzen“ im Landkreis Gehör, ist gar zusätzlich seit vielen Jahren Kreisrat. Dass sein Engagement gegen die Benachteiligung von „Schwarzen“ von Erfolg gekrönt ist, mag man daran ablesen, dass noch nie ein Schwarzer im öffentlichen Bus nach Bischbrunn hinten sitzen musste.

Mittels Busfahrten unterstreicht der Spessart-Richard, dass er – bei solchem Genmaterial – ein Mann von Welt ist, hat er doch erst unlängst rund 100 Bürger auf einer Reise in die neuen Bundesländer mit Sachsen-Anhalt und Magdeburg bekannt gemacht. Nächstes Jahr führt die 20. dieser Bürgerreisen nach Berlin. Vielleicht bringt er von dort Anregungen mit, seinen Heimatort Bischbrunn in aller Bescheidenheit etwas umzugestalten, etwa eine U-Bahn durch die Grunddörfer zu bauen. Selbstverständlich müsste dann die Umsteigestation von der Hauptlinie nach Steinmark auch „Richard-Krebs-Dreieck“ genannt werden. Natürlich benannt nach dem US-Doppelgänger – wir wollen uns ja nicht in den Vordergrund drängen.


Euer Fischers Fritz