Der gläserne User
Was man aus manchen E-Mails herauslesen kann
Das fängt damit an, dass man mit jedem »elektronischen«
Einkauf eine Spur legt. Jedesmal, wenn man mit EC-Karte oder Kreditkarte
zahlt, hinterlässt man eine Spur. Wenn man dazu noch an Bonusprogrammen
teilnimmt (beispielsweise »Payback«), wissen irgendwelche
Leute im Hintergrund. was man bevorzugt einkauft.
Wenn man die Gewohnheit hat, ständig mit eingeschaltetem Handy
herumzulaufen, ist es ohne Probleme möglich, lückenlose Protokolle zu
erstellen, wo ungefähr man zu welcher Uhrzeit war.
Wenn man Computernutzer ist, hat man sowieso schon verloren. Wir wollen
hier gar nicht ins Detail gehen, aber was beispielsweise ein mit dem
Programm »Word« verfasster Text an zusätzlichen Informationen
im (nicht sichtbaren) Quelltext enthält, ist interessant. Vorsichtig sein
sollte man auch mit E-Mails, denn auch sie verraten einiges über den
Nutzer. In diesem Zusammenhang müssen wir eine wahre Geschichte erzählen
von zwei Akteuren - nennen wir sie der Einfachheit halber den
»schwarzen Richard« und den »roten Uwe«.
Der »schwarze Richard« hat eine witzige Geschichte in
Erfahrung gebracht, die er seinen Freunden mitteilen will. Der
online-erfahrene Computernutzer verschickt den Witz darauf hin per E-Mail
an seine Freundesschar. Weil wir offenbar auch zu den Freunden zählen,
kommt die E-Mail auch bei uns an.
Bass erstaunt müssen wir der Mail
im Abschnitt »CC:« entnehmen, dass
sie an weit über 100 Bekannte ging — auch an den »roten
Uwe«. Dem fällt auf, dass jeder Empfänger sehen kann, wen der
»schwarze Richard« zu seinen Bekannten zählt, und er ant
wortet: »Sicher wollen nicht alle, dass allen anderen bekannt wird,
dass sie in Deinem Verteiler sind«, schreibt er, »Ich sag Dir
jetzt, wie's geht: Versende Deine Mails nicht unter >An:<, sondern
unter >CC<, dann kommen sie genauso an. aber nicht jeder Empfänger
erhält die Adressen Deines gesamten Verteilers«.
Natürlich hat der »rote Uwe« diese
Mail auch an jeden der über 100 Empfänger gesandt, auch ans Main-Echo.
Wir haben daraufhin natürlich die Empfängerliste genau durchgeschaut.
Weil wir von der Zeitung immer neugierig sind, werden wir den
»schwarzen Richard« demnächst mal ausquetschen, wer denn
diese Leute in seinem Adressbuch alle sind, welche Funktion sie haben
und in welchem Verhältnis er zu ihnen steht.
Den Strich durch die Rechnung gemacht hat uns ein Dritter namens
»Sebastian«. Der, ebenfalls in der Empfängerliste stehend,
hat die Lösung des Problems: »Soll dies vermieden werden, so
müssen die E-Mail-Adressen der Empfänger in das Feld >BCC:<
eingetragen werden« — zu deutsch »Blind Carbon
Copy«.
Er hat Recht: die »Blindkopie« ist die einzige Möglichkeit,
nicht jedem E-Mail-Empfänger Einblick in sein Adressbuch zu geben. Man
muss ja
nicht mehr über sich verraten, als das, was man unbedingt muss, oder? Zu
mal ein Fachmann auch aus einer einzigen Mail noch viele weitere Infos
über Provider. Betriebssystem und andere Daten des Users herauslesen
kann. Aber das ist wieder eine andere
Geschichte.
Winfried Zang