Main-Echo vom 15. September 2008

Parteibasis nimmt kein Blatt vor den Mund

CSU: "Heute Abend sagen wir einmal, was uns stinkt"



Bischbrunn   Bei einer außerordentlichen Jahresversammlung des CSU-Ortsverbandes Bischbrunn/Oberndorf am Freitagabend im Gasthaus Straßlücke stellten sich die Kandidaten Gabriele Hofstetter aus Marktheidenfeld und Bürgermeister Thorsten Schwab aus Hafenlohr vor. Danach folgte eine lebhafte Diskussion. Hofstetter sagte: "Meckern tun viele, Verantwortung tragen wollen nur wenige." Aus diesem Grund habe sie beschlossen, für den Bayerischen Landtag zu kandidieren. Falls sie gewählt werde, wolle sie sich um die Bildungspolitik kümmern. Diese habe sie als Mutter kennen gelernt vom Kindergarten über die Volksschule bis zum Gymnasium.

Mit manchem, was da laufe, sei sie gar nicht einverstanden. Sie habe zum Beispiel nichts gegen das achtjährige Gymnasium, aber die Art der Einführung habe doch sehr zu wünschen übrig gelassen. Auch mit der Umsetzung des Bayerischen Kindergartengesetzes gäbe es in der Praxis erhebliche Schwierigkeiten. Auch Bürgermeister Thorsten Schwab stellte fest: "Vieles ist in den letzten Jahren erreicht worden, aber es gibt noch eine Reihe von ungelösten Problemen. Und manches ist in der Politik auch schief gelaufen."

Im Anschluss an die Ausführungen der Gäste kam es zu einer regen und teilweise auch emotional geführten Diskussion. Eine Teilnehmerin brachte es auf den Punkt: "Wir sind CSU-Wähler und auch CSU-Mitglieder, aber heute Abend sagen wir einmal, was uns stinkt."

Auf Baustelle nur Subunternehmer Durch das Nichtraucherschutzgesetz habe man Raucher und auch Nichtraucher gleichermaßen verärgert. Im Gymnasium und in der Realschule gäbe es immer noch zu große Klassen und zu wenige Lehrer. Das Marktheidenfelder Krankenhaus stehe leer und in Lohr würden die Patienten zusammengepfercht. Auf den Baustellen gäbe es bald nur noch Subunternehmer und die Rente mit 67 sei nichts anderes als eine große Leistungskürzung. Auch der Parteivorsitzende Erwin Huber wurde heftig kritisiert: Zuerst habe er der Abschaffung der Pendlerpauschale zugestimmt und jetzt sei er für die Wiedereinführung, und von den schrägen Vorgängen in der Bayerischen Landesbank habe er angeblich nichts gewusst. Trotz aller berechtigten Kritik, meinte Bürgermeister Richard Krebs, solle man aber bei der Stange bleiben. Es würde nicht besser, wenn die CSU-Regierung von einer Viererkoalition abgelöst würde, denn viele Köche verdürben nun einmal den Brei.   Arnold Väth