Main-Echo vom 20. Februar 2010

»Wenn die Seele krank ist, sind Sie kein Versager«

Sitters Politischer Aschermittwoch: Seelische Krankheiten werden gesellschaftlich immer noch tabuisiert



Bischbrunn-Esselbach   »Wenn die Seele krank ist, sind Sie ein Kranker und kein Versager. Holen Sie Hilfe! Am besten schon, wenn Sie die ersten Signale einer depressiven Verstimmung wahrnehmen«, forderte Bezirksrat Johannes Sitter (Gräfendorf) beim Politischen Aschermittwoch der CSU-Ortsverbände Bischbrunn und Esselbach im Gasthaus Rose in Oberndorf. Der Bezirk Unterfranken habe hervorragende psychiatrische Krankenhäuser und Lohr und Werneck sowie ambulante Tageskliniken in Aschaffenburg und Schweinfurt. Für Kinder- und Jugendliche unterhalte der Bezirk die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Würzburg.

Bei der wieder sehr gut besuchten Veranstaltung informierte Bürgermeister Richard Krebs über die aktuelle Kreis- und Gemeindepolitik, heißt es in einer Pressemitteilung der CSU weiter. Am Beispiel des Nationaltorhüters Robert Enke zeigte Sitter, dass seelische Krankheiten gesellschaftlich immer noch tabuisiert würden. Depression sei eine Krankheit der »Losigkeit« zitierte Sitter den Mediziner Dr. Eckart von Hirschhausen. »Die Menschen fühlen sich sinnlos, emotionslos, freud- und lustlos. Wer unter Depressionen und seelischen Krankheiten leidet, ist schlaflos, antriebslos und wäre am liebsten sich selbst los.« Sitter forderte einen offenen Umgang mit den seelischen Krankheiten. Deshalb habe der CSU-Kreisverband auch Professor Dr. Andreas Warnke für den 16. April nach Karlstadt ins Pfarrheim eingeladen. Der renommierte Wissenschaftler und Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Würzburg referiere zum Thema: »Ein junger Mensch wird psychisch krank«. In seinem Vortrag, der unter die Haut gehe, zeige der anerkannte Wissenschaftler die Ursachen von psychischen Erkrankungen bei jungen Menschen auf, gebe Anregungen wie ihnen und ihren Angehörigen geholfen werden könne und bespreche, welche Behandlungsmethoden möglich seien.

Sitter zeigte darüber hinaus mit einer Power-Point-Präsentation die Aufgaben der »dritten kommunalen Ebene«. Er machte deutlich, dass der Landkreis Main-Spessart mit seinen Bezirkseinrichtungen in Lohr zu den großen Arbeitgebern zähle. Neben dem Unterhalt der Bezirkskrankenhäuser zähle die Förderung der Kultur und des Fischereiwesens zu den Hauptaufgaben des Bezirks. Sitter bedauerte, dass aus dem Landkreis relativ wenige Zuschüsse aus der »noch gut ausgestatteten Kulturstiftung« abgerufen würden.

Bürgermeister Richard Krebs informierte, dass die schlechte Finanzsituation jetzt auch bei den Gemeinden angekommen sei. So habe die Gemeinde Bischbrunn im noch aufzustellenden Haushalt rund 200 000 Euro Mindereinnahmen an Einkommensteuerbeteiligung und Schlüsselzuweisungen bei gleichzeitig höherer VG-Umlage und höherer Kreisumlage bei gleichem Hebesatz zu verkraften. Da aufgrund der Wirtschaftssituation gleichzeitig höhere Sozialausgaben bei geringeren Einnahmen zu verkraften seien, forderte er zu noch größerer Sparsamkeit auf. Außer den bereits beschlossenen Maßnahmen wie Kauf eines neuen Schleppers, Sanierung der Turnhalle Oberndorf als Teil des Konjunkturpakets II und die Abrechnung der zusammen mit dem Landkreis gebauten Ortsdurchfahrt im Sommer 2010 bleibe nicht mehr viel Spielraum, ohne in die Neuverschuldung zu gehen. Große Auswirkungen auf die drei Schulstandorte Bischbrunn, Oberndorf und Esselbach sieht Krebs nach der Umsetzung der Hauptschulreform. Die stark gesunkenen Schülerzahlen machten eine Zusammenarbeit mit der Hauptschule Marktheidenfeld und eventuell Kreuzwertheim erforderlich. »Im Hintergrund« liefen die Gespräche zur Vorbereitung des »Dialogforums«, das am 14. April auf Kreisebene die Umsetzung der Hauptschulreform diskutieren soll, informierte Krebs. Als Kreisrat informierte Krebs über die hohen Investitionen in die Realschulen und Gymnasien in Gemünden und Karlstadt. Die Gebäude seien nach über 35 Jahren sanierungsreif. Gleichzeitig freuten sich Gymnasien und Realschule trotz rückläufiger Kinderzahlen über einen starken Zulauf. Dies führe auch dazu, dass derzeit für Marktheidenfeld der Raumbedarf geprüft werde. Neben Gymnasium und Realschule sollen Berufs- und Fachoberschule ebenso am Standort erhalten und ordnungsgemäß untergebracht werden, wie die Krankenpflegeschule. Krebs sieht diese Schulen auch als »Ausgleich für den abgezogenen Berufsschulstandort Marktheidenfeld«.   red