Main-Echo vom 17. April 2010

Gleich vier Mühlen in einem Tal

Freizeit: Neuer Kulturwanderweg im Haseltal wird am 20. Juni eröffnet - Von der Markuskapelle zum Baumgartshof



Schollbrunn/Bischbrunn   Für Ortsfremde sind sie kaum zu finden, aber das soll sich jetzt ändern: Am Sonntag, 20. Juni, um 11 Uhr eröffnet der mit dem »Archäologischen Spessartprojekt« in vielen Diskussionsrunden erarbeitete neue Kulturwanderweg »Mühlen im Haseltal«.

Vier Mühlen in einem Tal stellen eine absolute Besonderheit dar. Das Konzept des Kulturwanderwegs wurde unter Federführung von Dr. Gerrit Himmelsbach vom Archäologischen Spessartprojekt und Wanderführer Norbert Köhler aus Bischbrunn in zahlreichen Gesprächsrunden erarbeitet. In die Gestaltung waren die angrenzenden Mühlenbesitzer aus der Nickelsmühle, der Schreckemühle, der Zwieselmühle und der Schleifmühle ebenso mit eingebunden, wie der Besitzer des Baumgartshofes und die Bürgermeister Richard Krebs aus Bischbrunn und Rudolf Kuhn aus Schollbrunn.

Interessante Geschichte Nach der Schollbrunner Chronik, alten Karten und Fotos, teilweise aus dem 18. Jahrhundert, ist die Geschichte des Tales höchst interessant. Die Nickelsmühle ist eine ehemalige Sägemühle mit einer Dampfmaschine, die bei Wassermangel eingesetzt wurde. In der Schreckenmühle mit dem letzten aktiven Müller kann das Mahlen von Getreide zu Mehl in verschiedenen Zeitepochen verfolgt werden kann. In der Zwieselmühle geht es um Land- und Forstwirtschaft. Eine besondere Geschichte ist der Bau einer Kapelle in der Mühle: Vor vier Generationen hatte die dortige Familie Aulbach mehrere Jahre »Schwierigkeiten« mit dem Nachwuchs. Erst nach dem Bau der Kapelle stellte sich der Kindersegen ein. Von der Schleifmühle gibt es ein altes Foto, das ein wassergetriebenes Mühlrad zeigt. Beim Baumgartshof, der an der alten Poststraße liegt, fällt der Bau der dortigen Wege durch »Steinrollierung«, die in früheren Zeiten durch Frondienste der Bevölkerung erfolgte, besonders auf.

Durch den Michelriether Forst Der Weg führt dann durch den »Michelriether Forst«, ehemals fürstlicher Besitz und heute Privatwald, am ehemaligen »Michelriether Schlössle« oberhalb der Nickelsmühle zum Ausgangspunkt Parkplatz »Holländer Brücke« oder Parkplatz Schreckenmühle zurück.

Impulse für Tourismus Der Start für den neuen Kulturwanderweg soll nach der Eröffnung durch Landrat Thomas Schiebel und Grußworten der Bürgermeister Rudolf Kuhn und Richard Krebs, sowie Vertreter des Hotel- und Gaststättenvereins an der »Markuskapelle« erfolgen. An den einzelnen Mühlen wird auf deren ehemalige Bedeutung und heutige Nutzung als Gaststätten mit Schautafeln hingewiesen. So versprechen sich die Initiatoren des neuen Wanderweges davon auch wichtige Impulse für die heimische Gastronomie und den Fremdenverkehr. Die Gesamtkosten für die Einrichtung dieses Kulturrundweges werden mit 15 000 Euro angegeben. Die Kosten werden zum Teil durch Sponsoren, die Besitzer der Mühlen und des Baumgartshofes sowie der Gemeinden Bischbrunn und Schollbrunn aufgebracht.

Schautafeln mit Informationen An den einzelnen Stationen wird der historische Hintergrund des jeweiligen Standortes erläutert. An der ersten Tafel wird die frühere Bedeutung der heutigen Ruine »Markuskapelle« mit ihrem Umfeld erklärt. Die zweite Tafel soll an der »Nickelsmühle«, einem ehemaligen Sägewerk und heutiger Gastwirtschaft, aufgestellt werden. Dabei soll die Verbindung zum aktuellen Sägewerk an der »Fechermühle« der Familie Korb hergestellt werden. An der »Holländerbrücke« vorbei kommt man zur »Schreckemühle« mit dem letzten praktizierenden Müller im Haseltal und Gastwirt. Die Geschichte der Kapelle und die Bedeutung der Land- und Forstwirtschaft ist in der »Zwieselmühle« Gegenstand der Historie. Dort, wo früher bis zu vier Mühlen betrieben wurden, wird heute die gleichnamige Gastwirtschaft als Ausflugslokal betrieben.

Sagen und Legenden Nächste Station soll der »Baumgartshof«, einer der ältesten Höfe im Südostspessart sein. Er wurde vom Augustiner Chorherrenstift Triefenstein im Jahr 1102 gegründet und kann auf eine reiche Geschichte zurückblicken. Die sechste Schautafel soll an der »Schleifmühle« errichtet werden. Die geschichtsträchtige Mühle brannte im Jahr 1941 bis auf die Grundmauern ab und wird seit einigen Jahren als Gaststätte und Pension bewirtschaftet. Auf die vielen Sagen und Legenden soll eine Schautafel am »Finstereck« hinweisen.   Rudi Fries/red



Streu- und Laubrecht, im Dialekt »Straasel« genannt, hatten die Landwirte im Staatswald, um ihr Vieh über die Runden zu bringen. Dieses historische Foto entstand in den 50er Jahren im Wald bei Schollbrunn. In der 60ern wurde das Streurecht abgeschafft.
Foto: privat




Aus dem Nürnberger Staatsarchiv stammt diese historische Karte des Nürnberger Kartenmalers Paul Pfinzing von 1594. Sie ist eine der ersten Kartendarstellungen der Region und zeigt detailliert den südöstlichen Spessart mit Schollbrunn und der Markuskapelle.
Foto: privat