Main-Echo vom 11. Oktober 2011

Bischbrunn: der schönste Ort der Welt

Fränkischer Abend: Von konzertant bis gesellig, von besinnlich bis humorvoll - Bewährte Akteure und junge Talente



Bischbrunn   Beim nunmehr 14. Fränkischen Abend am Samstag boten die Akteure unter dem Motto »Lieder - Mundart - Musik« in der liebevoll geschmückten und voll besetzten Bischbrunner Turnhalle ein vielfältiges und abwechslungsreiches Programm.

Gut vier Stunden ging es in der Gemeinschaftsveranstaltung der Bischbrunner Ortsvereine mit unterhaltsamen Dialektvorträgen, gekonnt dargebotenen Musikstücken und bekannten Liedern zum Mitsingen Schlag auf Schlag. Sicher macht es genau diese wohl dosierte Mischung der unterschiedlichen Genres von besinnlich bis humorvoll und von konzertant bis gesellig, dass den Leuten nie langweilig wird und der Abend wie im Flug vergeht. Neben bewährten Akteuren kamen auch neue Talente zum Zug, so dass sich die Veranstaltungsreihe wieder ein Stück selbst erneuerte.

Schlagfertige Moderatorin

Die aus Bischbrunn stammende Moderatorin Renate Rockenmaier zeigte, dass sie ihre Spessarter auch nach langen Jahren in Schwaben noch sehr gut einschätzen kann und glänzte mit großem Einfühlungsvermögen und mit Schlagfertigkeit. Neben einigen Vortragenden in Mundart pflegt vor allem die Moderatorin die »Bischbrünner Sproach«, die sie durchgängig an den Mann und die Frau bringt, so dass eine heimelige Atmosphäre mit viel Lokalkolorit entsteht. Nach einleitenden Worten von Karin Voss kündigte Rockenmaier ein Programm an mit »für jeden ebbes, wu'm schmeckt«. Sie begrüßte den »örtlichen Regenten« Richard Krebs und ließ sich Bürgermeister Rudolf Kuhn aus Schollbrunn zeigen, weil sie diesen vorher noch nicht kannte. Bekannt war ihr jedoch ein anderer Ehrengast, den sie meinte, gerade erst in der Zeitung gesehen zu haben: Esselbachs Bürgermeister Klaus Hofmann.

Musikalisch eröffnet wurde der Abend nach einem Weckruf mit Kuhglocke von Jürgen Leimeister durch die gekonnten Signale des Bläserquartetts, bestehend aus Lothar Väth, Marcel Väth, Anton Roth und Klaus Kömm. Sie zeigten auch später nochmals ihr Können, als sie mit »Auf der Kreuzhöh« und »Bischbrunner Weis'« auch eigene Stücke darboten.

Heimweh schlimmer als Durst

Dass Heimweh entgegen landläufiger Meinung doch schlimmer ist als Durst, schilderten die Heimatsänger Karin Voss, Martina Englert, Rosemie Maier und Silke Albert mit Anton Roth an der Gitarre und Armin Englert an der Orgel. Dominik Bauer beklagte als Bauherr sowohl seine strapazierte Nerven als auch seinen strapazierten Geldbeutel. Im Laufe seiner Odyssee musste er erkennen, dass »Ämter morgens meist geschlossen und mittags zu« sind. Ihm folgte als Neuling Claudia Günzelmann, die trefflich über die Eigenschaften eines Spiegels reflektierte.

Sylvia Bauer erzählte von den Unterschieden in der Schule früher und heute. Dabei gelangen ihr in betont ruhigem Erzählton treffliche Pointen. Im Informatikraum der Schule könne man den Leuten in Amerika ins Wohnzimmer schauen. So habe wohl auch der Bürgermeister seinen »Zwillings-Richard« gefunden, vermutete sie. Erste Gruppe von auswärts waren Ulrich Rösch, Michaela Reiter, Carmen Roos, Andy Reiter und Armin Mohr, die zusammen die Trennfelder Dorfquetschen bilden. Passend zum Dorfspitznamen der Trennfelder behaupteten sie: »Aus Böhmen kommt die Musik«.

Die Zuhörer sangen die bekannten Volkslieder wie »Tief im Spessartwald« gerne mit und geizten nicht mit Beifall. Eine ganze Reihe von Bauernregeln stellte Erika Eyrich auf. Nicht alle davon waren ganz ernst zu nehmen, wie etwa. Komplett eigenhändig und in Dialekt geschrieben sind die Gedichte von Jürgen Leimeister. Er zeigte, dass er jemand ist, der die Dinge ganz genau betrachten kann - diesmal eine Hummel. Zum Kochen brachte er den Saal, als er mit seinem unnachahmlichen trockenen Humor schilderte, wie ihm während eines Aufenthalts in der Natur sein Gedärm drückte und er ein drängendes menschliches Bedürfnis verspürte, einen »Ort der Stille« aufzusuchen.

Die Gefühle, als dieser schwer zu finden ist und er dann auch noch gestört wird, konnte das Publikum offensichtlich gut nachvollziehen und dankte mit kräftigen Applaus. Die Tanzgruppe des Trachtenvereins Schollbrunn zeigte mit ihren fränkischen Rundtänzen einen weiteren farbenfrohen Aspekt in der Palette der Darbietungen.

Vom Schneehasser

Die Saitenmusik Väth aus Esselbach besteht aus den Familienmitgliedern Gisela, Klaus, Michael, Peter, Martin und Anna Väth sowie Christin Diehl. Mit Hackbrett, Zither, Gitarren, Bassgitarre, Harfe und Geige und Klarinette zog die Gruppe die Aufmerksamkeit an sich und das Publikum lauschte den stillen Weisen mit den alpenländischen Melodien. Hans Müller schilderte in seinem Vortrag, wie er vom glühenden Schnee-Enthusiasten Anfang Dezember nach wochenlangem Dauerschneefall bis zum Ende des Monats zum absoluten Schneehasser wurde. Ein absoluter Höhepunkt war wie in jedem Jahr ein kurzes Theaterstück, das diesmal in der »Wald-Dorfschule« Bischbrunn spielte. Lehrer Anton Roth und die Schüler Reinhard Englert, Christian Englert, Christa Roth, Karin Voss und Dominik Bauer spielten sich dabei in urkomischen Szenen in die Herzen der Zuschauer. Diktat, Rechnen und Erdkunde, letztere natürlich auf die kleine Welt des Spessarts beschränkt, standen auf dem Stundenplan. Beim Bilden von Reimen war man sich dann schnell einig: »Drum ist der schönste Ort der Welt, Bischbrunn bei Marktheidenfeld.«

Begeisterte Zugaberufe

Elke Cäsar als Kräuterweiblein pries ihre Tinkturen gegen alle möglichen Zipperlein an. Nicht nur in den Bergen, sondern auch im Spessart war das Alphorn früher beheimatet. Klaus Väth, Lothar Väth, Marcel Väth und Anton Roth mit ihrer Spessarter Alphorngruppe Eichhall haben es hierher zurück gebracht. Trotzdem fühlten sich die Zuhörer beim Klang der mehrere Meter langen Hörner zunächst in die Einsamkeit der Alpenberge versetzt. Doch die Musiker zeigten mit weniger traditionellen Stücken, dass auch aus diesen urtümlichen Instrumenten ungewohnte Melodien herausgeholt werden können. Die Gäste forderten begeistert eine Zugabe.

Zum Abschluss des Abends kamen alle Aktiven noch einmal auf der Bühne zusammen und sangen gemeinsam mit allen Anwesenden das Spessartbundeslied »Weißt du, wo die Eichen trutzig ragen«.   Ernst Dürr



Die Spessarter Alphorngruppe Eichhall versetzte die Zuhörer beim Klang der mehrere Meter langen Hörner erst in die Einsamkeit der Alpenberge und zeigte dann, dass die Alphörner auch für ungewöhnliche Klänge gut sind.
Foto: Ernst Dürr




Beklagte als Bauherr strapazierte Nerven und Geldbeutel: Dominik Bauer.
Foto: Ernst Dürr