Main-Echo vom 2./3. Juni 2012

Doppelgänger mehr als verdient


Die Queen hat einen, der amerikanische Präsident Barack Obama sowieso und jetzt auch noch Richard Krebs: Zum ersten Mal trifft der Bischbrunner Bürgermeister heute seinen Doppelgänger aus Amerika. Der hat nicht nur den selben Namen, sondern gleicht seinem Pendant aus dem Spessart wie ein Ohr dem andern.

Damit das Treffen in die Geschichte eingeht, hat der Bischbrunner Bürgermeister schon seit Monaten die Medien aktiviert und mit Neuigkeiten zu seinem Ebenbild Richard T. Krebs aus Pennsylvania versorgt.

Für seinen Gast hat er ein umfangreiches kulturelles Programm vorbereitet. Natürlich ist auch das ganze Dorf willkommen, wenn Richard Krebs heute Abend die Spendierhosen anzieht und bei Bratwurst und Bier auf die deutsch-amerikanische Freundschaft angestoßen wird.

So ein Doppelgänger ist eine feine Sache, wenn man ihn erst einmal da hat. Er kann einem bei den täglichen Verrichtungen zur Hand gehen. Warum noch selbst den Müll rausbringen oder im nahen Spessartwald Holz machen? Das könnte doch auch einmal der Doppelgänger übernehmen. Und dann diese endlosen Gemeinderats- und Kreistagssitzungen über Schulen und Krankenhäuser, bei denen nichts herauskommt? Dafür kommt doch ein Doppelgänger wie gerufen.

Seien wir ehrlich: Wenn einer den Doppelgänger verdient hat, dann ist es Richard Krebs. Seit 1978 sitzt er im Gemeinderat und wurde gleich zum Dritten Bürgermeister gewählt. Die Geschicke der Gemeinde Bischbrunn übernahm er dann 1984 ganz und ist somit heute der Dienstälteste seiner Zunft im ganzen Landkreis Main- Spessart.

Seinerzeit war übrigens noch Franz-Josef Strauß bayerischer Ministerpräsident und die Devise der Christlich Sozialen Union bei den Landtagswahlen lautete: 50 Prozent plus X. Über solch ein lächerliches Ergebnis der Parteifreunde konnte der Richard aus dem Spessart nur schmunzeln, denn in seiner Heimatgemeinde erreichte er bei den Wahlen regelmäßig 70 Prozent plus X der Stimmen.

Das Erfolgsgeheimnis des Spessarter Eigengewächses Richard Krebs ist einfach: Er hat sich stets die Bodenständigkeit, die seine Landsleute so schätzen, bewahrt, ohne sich den modernen Errungenschaften zu verschließen.

Wenn Not am Mann war, dann setzte er sich im Winter wie selbstverständlich auf das Fahrzeug der Gemeinde und räumte den Schnee bei Seite. Andererseits war er der erste Bürgermeister im Landkreis, der im Internet eine eigene Homepage unterhielt. Traditionsbewusst und zukunftsweisend, so kennt man den Bischbrunner Richard Krebs.

Jetzt sei es aber genug des Lobes. Nicht dass sich die Amerikaner noch »unseren Richard« schnappen und von nächster Woche an regiert dann womöglich ein Doppelgänger die Spessartgemeinde.

  Christian Weyer