Main-Echo vom 4. Juni 2012

»Schön, jetzt einen Bruder zu haben«

Freundschaftstreffen: Volksfeststimmung bei Zusammenkunft der Krebs-Doppelgänger am Wochenende in Bischbrunn



BISCHBRUNN   Volksfeststimmung herrschte am Samstagabend in Bischbrunn, als Bürgermeister Richard Krebs seinen amerikanischen Doppelgänger Richard T. Krebs empfing. Zuvor hatten sich die »Zwillingsbrüder«, die sich im Internet kennengelernt hatten, im Marktheidenfelder Hotel Anker zum ersten Mal persönlich getroffen.

Der amerikanische Krebs hatte für den deutschen Geschenke aus der Heimat mitgebracht: So gab es für die ganze Familie einheitliche T-Shirts mit Aufdrucken der Doppelgänger-Namen, für die beiden Richards zusätzlich einheitliche Mützen, ganz so wie üblicherweise Zwillinge ausstaffiert werden. So gekleidet ging es zunächst nach Esselbach, wo Richard & Richard am Edekamarkt Kühhirt gemeinsam mit Frau Kathleen (amerikanisch) und Tochter Stefanie und Enkeltochter Sophia (beide deutsch) das Gefährt wechselten. In einem »Landauer«, einer von zwei prächtigen Pferden gezogenen und mit deutschen und US-Fahnen geschmückten Kutsche, ging es bei sonnigem Himmel über Oberndorf zum Pausenhof der früheren Grundschule in Bischbrunn, wo schon eine Menge Gäste und ein Team des Bayerischen Fernsehens warteten.

Die Feuerwehr hatte ein Zelt errichtet und die Metzgerei Fertig sorgte für die Verköstigung. Alle Getränke waren vom Bürgermeister gestiftet und gingen zum Einheitspreis von einem Euro unters Volk, wobei der Erlös dem Kindergarten zugute kommt.

Die Musiker von der Spessarttrachtenkapelle Oberndorf unter Leitung von Alfons Väth eröffneten das Spessarter Deutsch-Amerikanische Freundschaftsfest. Sie zeigten sich in ihrer Spessarter Tracht von ihrer besten Seite und erfreuten den weit gereisten Gast mit einem Begrüßungsständchen. Beide Richards nahmen dann die Dirigentenstäbe in die Hand und gaben, sichtlich amüsiert, den Ton an. Auch die Kinder vom Bischbrunner Kindergarten »Sonnenland« mit ihren Erzieherinnen hatten sich eingefunden und begrüßten »Herrn und Mr. Krebs« mit »Hello, nice to see you« und dem Lied von der Farm des alten McDonald. Zum Dank öffneten die amerikanischen Gäste ihre große Reisetasche und teilten Geschenke in den US-Farben an die Kinder aus.

Der deutsche Richard Krebs begrüßte die »Mitbürger diesseits und jenseits des Großen Teichs« und zeigte sich überwältigt vom Empfang und der Resonanz auf seine Einladung. Gekommen waren neben vielen Gästen aus der Gemeinde auch Pfarrer Alexander Eckert und Hafenlohrs Bürgermeister Thorsten Schwab. Zusammen mit seiner Frau Anna hieß der deutsche Richard den amerikanischen mit seiner Gattin Kathleen als Ehrengäste willkommen. Er wies die Geschenke vor, die er erhalten hatte und zog ein großes Messer hervor, um mit seinem Double Blutsbrüderschaft zu schließen, ganz so wie Karl May es einst von Winnetou und Old Shatterhand geschrieben hatte. Richard T. Krebs aus den Staaten blieb angesichts der Waffe weiter freundlich und furchtlos. Und schließlich erfolgte die Blutsbrüderschaft auch nur symbolisch. Der amerikanische Richard freute sich über den Zufall der Entdeckung. »Ich bin ein Einzelkind. Es ist schön, jetzt einen Bruder zu haben«, ließ er übersetzen. Er überbrachte Grüße des Repräsentantenhauses von Pennsylvania.

Begonnen habe die Geschichte, als er für seinen heute fünfjährigen Enkel etwas über die Historie seiner Familie habe herausfinden wollen, die sich nach Aschaffenburg und Weibersbrunn verfolgen lässt. Beim Stöbern im Internet sei er absolut verblüfft auf die Homepage seines deutschen Namenskollegen und Doppelgängers gestoßen. Zunächst habe er an einen Scherz gedacht, als er sein vermeintlich eigenes Bild im Internet sah. Sofort schrieb er an den deutschen »Twin« und so sei man sich Stück für Stück näher gekommen, bis zum jetzigen Besuch in Bischbrunn. Für 2013 sei auch bereits eine Gegenvisite in den USA geplant.

Bischbrunns Mundartdichter Jürgen Leimeister hatte dem Besuch des Bürgermeisterdoubles eigens ein Gedicht, einmal nicht in »Bischbrünner Sproach«, sondern in Deutsch-Englischem Mischmasch gewidmet, das er in gekonnt humoristischer Weise vortrug. »Hurra he is da, der Richard aus Amerika«, begrüßte er ihn.

Der aus Bischbrunn stammende Sänger Karl Aulbach, hierzulande als »der Sternwirts Karl« bekannt, trug zur Gitarre das Lied »Der schöne Heuboden« vor, in dem er schilderte, was dort alles so vor sich geht. So konnte der Gast aus Amerika gleich einige typische Facetten Bischbrunner Kultur kennenlernen, was er ganz offensichtlich auch sehr genoss.   Ernst Dürr


Karl Aulbach spielt ein Ständchen auf der Gitarre für Bischbrunns Bürgermeister Richard Krebs (Mitte) und dessen Doppelgänger aus Amerika Richard T. Krebs (rechts).
Foto: Ernst Dürr



Auch der Nachwuchs aus Bischbrunn wollte dabei sein, wenn das Dorf die Ankunft des Bürgermeister-Doppelgängers aus den USA feiert.
Foto: Ernst Dürr