Main-Echo vom 24. April 2014

Im Rathaus das ABC gelernt

Ende einer Ära: Bischbrunns Bürgermeister Richard Krebs hört nach drei Jahrzehnten auf - Eine Ortsrundfahrt



BISCHBRUNN   Bürgermeister Richard Krebs steht im Vorraum des Sitzungssaals und sagt: »Hier habe ich das ABC gelernt.« Er lebt eben seit Kindesbeinen hier, hat die Schule in jenen Oberndorfer Räumen besucht, die heute Rathaus sind. Jetzt zieht er aus: Der 65-Jährige hört am 30. April nach 30 Jahren als ehrenamtlicher Bischbrunner Bürgermeister freiwillig auf.

Zuvor aber setzt er sich mit dem Besucher ins Auto und zeigt ihm sein Dorf, das früher mal aus zwei Dörfern bestand: Bischbrunn und Oberndorf schlossen sich 1978 zusammen. Der gebürtige Oberndorfer Krebs hatte die Ehe schon sechs Jahre zuvor vollzogen, als er eine Bischbrunnerin heiratete.

Los geht die Fahrt, zunächst zu den Neubaugebieten. Ob sie nun »Großer Garten«, »Im Waldgut« oder »Rosenberg III« heißen: Alle sechs haben gemeinsam, dass sie unter Federführung von Richard Krebs entstanden sind. Auch wenn die Einwohnerzahl derzeit etwas bröckelt und nun bei gut 1800 liegt: Bischbrunn ist in den 30 Krebs-Jahren gewachsen, was nicht selbstverständlich ist: »Wir sind ja nicht die strukturstärkste Gemeinde«, sagt der CSU-Politiker. »Mit wenigen Kröten haben wir viel zustande gebracht.«

So kann Bischbrunn heute einen kleinen Bauhof betreiben. Richard Krebs deutet auf dessen Gebäude im Ortsteil Straßlücke: »Das war früher ein Getränkemarkt«, sagt der Bürgermeister, der im richtigen Moment bei der Immobilie zugriff. Früher hatten die Mitarbeiter den Schlepper noch von zu Hause mitgebracht, jetzt hat die Gemeinde eigene Fahrzeuge.

Einen »Quantensprung«, so sagt der 65-Jährige, haben auch die »zwei sehr aktiven Feuerwehren« hinter sich. »Wenn ich an die technische Ausrüstung von 1984 denke...«. Viel Geld habe die Gemeinde dafür in die Hand genommen - die Feuerwehr dankt's, unter anderem mit einem kleinen Weihnachtsmarkt unterhalb des alten Bischbrunner Schulgebäudes.

Die Ortsrundfahrt führt zum Festplatz - »mein allererstes Projekt«, sagt Krebs über seine frühen Bürgermeistertage. Der Festplatz wird heute schwächer genutzt als früher, die Gesellschaft wandelt sich - davon kann ein Bürgermeister mit 30-jähriger Amtszeit ein Lied singen. Erst hatte die Gemeinde die Bischbrunner Klassenzimmer samt Turnhalle ordentlich saniert - zehn Jahre später wurde die Grundschule zugemacht.

Heute ist Krebs schon froh darüber, dass die Marktheidenfelder Sonderpädagogikschule dort Räume gemietet hat. Gern führt er die Grundschule in Oberndorf vor, die auch Kinder aus Nachbargemeinden besuchen. Sie wird bald saniert.

Im Kindergarten Bischbrunn sind die Handwerker jetzt schon da. Dort entsteht eine Kinderkrippe für die ganz Kleinen - wieder eine neue Aufgabe, die die Gesellschaft den Ortspolitikern stellt.

Stolz deutet Krebs auf die Straße, die das lange Dorf durchquert: Die Ortsdurchfahrt ist hergerichtet, mit neuen Gehwegen und Straßenlampen ergänzt worden. Viel Geld floss auch in die Sanierung der Kanalisation. All dies war nicht ohne zusätzliches Geld der Bürger möglich: »Wir mussten die Bürger oft mit Ergänzungsbeiträgen belasten«, sagt Richard Krebs. »Sonst hätten wir das nicht stemmen können.«

Und es bleibt viel zu tun. Kritisch blickt Richard Krebs auf den Zustand der Jägerstraße. Eine gewisse Erleichterung ist ihm aber anzuhören, als er sagt: »Das überlasse ich meinem Nachfolger.«   Claus Morhart



Gepflanzt, als Krebs schon sechs Jahre amtierte: die Deutschlandeiche von 1990




Begegnung im Bischbrunner Jugendtreff: Als Richard Krebs (zweiter von links) Bürgermeister wurde, waren der 22-jährige Benjamin Schwarz (links) und Dominik Beeger (23) noch nicht geboren.




Der »Chef« und seine Bischbrunner Feuerwehrmänner: (von links) Horst Brehm, Richard Krebs, Christoph Schwab, 1. Kommandant Michael Wiesmann und noch ein Christoph Schwab.
Fotos: Claus Morhart