Main-Echo vom 28. Oktober 1995

Marktheidenfeld und Umgebung

Marktheidenfelder Umschau



Wallfahrten und Pilgerfahrten, liebe Leserinnen und Leser, sind derzeit wieder "in", wie das neudeutsche Wort dafür heißt, obendrein gibt es noch viele Werbe- und Ausflugsfahrten und sonstiges. Kurzum: Das Ausflugsgewerbe blüht, und immer mehr Omnibusse mit einer frisch-fröhlich gestimmten Gesellschaft an Bord steuern irgendwelche Ziele in diesem unserem Land an.

Kein Wunder, dass auch mehr Omnibusse als früher verunglücken, Aber davon wollen wir heute nicht reden. Vielmehr von einer Pilgerfahrt, die der Schreiber dieser Zeilen (mit vielen anderen genau vor einer Woche zur Basilika nach Gößweinstein in die Fränkische Schweiz unternahm.

Der Omnibus machte einen Halt (zum, na Sie wissen ja schon...) im Rasthaus Steigerwald auf der Autobahn. Hinter unserem Bus hielt ein weiterer mit der Aufschrift "Main-Spessart-Reisen" und dem entstiegen unter vielen anderen auch Bezirkstagspräsident Raymund Schnitt und Stadträtin Lilo Laugg. Erfreut darüber im Steigerwald auch Marktheidenfelder zu treffen, antworteten diese auf die Frage "Wohin des Wegs ?", dass sie nach München zur Jubiläumsfeier 50 Jahre CSU fahren wollten.

Spätestens jetzt war klar, dass dies allesamt CSU-Mitglieder sind. Und wenn, uns Zeitungsleuten das Wort CSU einfällt, dann denken wir alle an einen ihrer hervorragendsten Vertreter überhaupt, an den "schwärzesten aller schwarzen Bürgermeister", kurzum: An König Richard 1. (Krebs) von Bischbrunn-Obemdorf. Aber der war so sehr der Chronist auch nach ihm spähte, im Bus zur Jubelfeier ins CSU-Allerheiligste nicht dabei.

Dafür aber kam er dieser Woche in unsere Redaktion. Ausgefragt darüber, warum gerade er bei dieser wichtigen Feier fehlte, konnte "King Richard The First Of The Ground Communities" begründet darlegen, dass er daheim, übers Wochenende, gerade genug Arbeit gehabt habe und ihm - verständlicherweise - der Sinn nicht nach Feier und Jubel gestanden habe. Auf deutsch gesagt: Einige Hausarbeiten, schon aufgeschoben, waren endlich zu erledigen.

Das entschuldigt natürlich "unseren" Richard in den Äugen unserer Redaktion. Aber ob es auch seine Partei tut, ist eine ganz andere Frage. Denn bei der CSU-Jubiläumsfeier fehlen "heißt doch in etwa soviel, wie die Osterbeichte und das Hochamt am 1. Feiertag zu schwänzen" Eine Todsünde also. Nachdem sich der Bischbrunner Bürgermeister so gut mit seinem Pfarrer stellt, sei ihm angeraten, dies sicherheitshalber mal zu beichten. Vielleicht kriegt er eine Lossprechung ohne die übliche Buße von fünf "Vaterunsern" ...

Viel mehr Buße freilich, liebe Leserinnen und Leser, müssten wir einigen Behördenleitern aufbrummen, die für unsere chaotischen Straßenverkehrsverhältnisse mit verantwortlich sind. Als da sind: Anton Jägerhuber, seines Zeichens Chef des Straßenbauamts Würzburg, und Klaus Schwersenz, Chef der Neubauabteilung für Bundeswasserstraßen, Letzterer läßt auf unserer Brücke bohren, was natürlich Staus verursacht. Als er seine eigene Baustellenbohrerei auf der Marktheidenfelder Mainbrücke besuchen wollte, bliebt er prompt dieser Woche im Stau stehen, Recht so! Seitdem ist er auch einsichtig geworden und ließ auf gutes Zureden von Bürgermeister Dr. Leonhard Scherg die Baustelle seit gestern Nachmittag aufheben. Das war die gute Nachricht Die schlechte: Ab Montag geht's auf der anderen Seite unserer Brücke weiter.

Anton Jägerhuber stand am Montag Abend bei der Bürgerversammlung Rede und Antwort. Aber kein Ton von ihm, dass man die gliedgute B 8 ("The same procedure as every year?") wieder mal aufreißt und für zusätzliche Staus sorgt. Wenn einer, wie der Schreiber dieser Zeilen, seit mehr als 25 Jahren jedes Mal im Herbst die Teerung eines Stücks der Bundesstraße 8 miterlebt, dann soll ihm bitte keiner mehr erzählen, dies sei unbedingt notwendig. Notwendig höchstens nur, um die letzten (gehorteten) Pfennige zu "verteeren", damit man im nächsten Jahr die gleiche Höhe der Mittel wie bisher bekommt.

Dazu auch die gute Nachricht: Selbst diese Baustelle ist an diesem Wochenende geräumt. Und wenn kein "Oberlehrer der Nation" stur mit 40 Sachen voranfährt, kommt man seit gestern Mittag auch prima durch. Die schlechte Nachricht: Ab Montag ist auch diese Baustelle wieder eingerichtet und wir stehen alle wiederum im Stau.

Der gute Rat für dieses Wochenende an alle Hädefelder und Umländer: Leute, genießt die {angeblich vom Grundgesetz garantierte) Freizügigkeit. Sie dauert bloß bis Montag...           L. P.