Main-Post vom 29. Mai 1999

Fischer`s Fritz

Ihr lieben Leut! Aus zwei großen Ereignissen dieser Woche können wir lernen: Das erste ist die Niederlage von Bayern München. Was ham die geheult im Hexenkessel von Barcelona. Meine Meinung: Alles halb so schlimm Jungs, es ist ja nur Fußball.
 
Das zweite Großereignis der vergangenen Woche: Die Wahl des Bundespräsidenten Johannes Rau. Auch hier haben wir Verlierer zu verzeichnen, nämlich Frau Schipanski und die gesamte CDU/CSU.
 
Legen wir einmal besonderes Augenmerk auf irgendeinen der Verlierer, sagen wir den Wahlmann Nr. 326
- das ist zufällig der CSU- Bürgermeister Richard Krebs aus Bischbrunn, dem seine Partei diese Berlinreise zum Geburtstag geschenkt hatte. Hat einer von Euch den Richard heulen sehn? Weder in Berlin - da hat sich der schwarze Dorfschulze aus dem Spessart lieber weltmännisch vor laufenden Fernsehkameras mit dem roten Bundeskanzler Schröder unterhalten und eine Unterschrift von ihm erbeten. Noch nach Hause heimgekehrt zeigte er Trauer - da hat er vielmehr jeden, den er getroffen hat, angestrahlt bis über beide seiner berühmten Ohren, von Tränen keine Spur. Und das trotz herber Niederlage.
 
Von Krebs können sie lernen: Der heulende Sammy Kuffour, der rasend vor Trauer den Rasen des Stadions Nou Camp betrommelte. Oder der versteinerte Lothar Matthäus, der mit Leichenbittermiene die Silbermedaille sofort wieder vom Hals nahm. Hat der Richard Krebs im Reichstagsgebäude auf dem Fußboden rumgelegen und getrommelt? Hat er jeden seiner Gegner mit Blicken vernichtet? Nein
- er parlierte mit Schröder, als wären sie beide alte Schulfreunde.

Hätten es die Bayern gemacht wie der Krebs, hätten sie tolle Ansichtskarten mit den Autogrammen aller weltberühmten Leute, die sie getroffen haben (wie Beckham, Schmeichel oder dieser Sheringham), nach Hause geschickt und daheim noch einmal stolz von den turbulenten Ereignissen berichtet. Der Richard hat mir nämlich eine Karte mit Unterschriften von Kohl, Stücklen, Waigel, Schipanski, Biedenkopf, Goppel, Blüm und Schäuble zugesandt und hinterher minutiös berichtet, was er alles mit diesen berühmten Menschen erlebt hat. Was wir für s Leben lernen: Macht s lieber wie der Krebs - habt Sonne im Herzen.

Ihr Fischer`s Fritz