Main-Post vom 26. Mai 1999

Krebs in Berlin
Erlebnisse des Wahlmanns Nr. 326
BERLIN

Was erlebt ein Wahlmann bei der Bundesversammlung? Bischbrunns Bürgermeister Richard Krebs - Wahlmann mit der Ausweisnummer 326 - schildert die Erlebnisse am Pfingstsonntag im Berliner Reichstagsgebäude:

»Kurz und bündig" war der Zählappell der CDU/CSU- Fraktion um 11 Uhr. Zu den noch Fehlenden gehörte auch der Trainer des 1. FC Kaiserslautern, Otto Rehhagel. Er traf gerade ein, als Wahlmann Krebs schon zum Plenarsaal eilte, um einen guten Platz zu ergattern. Ein flüchtiger Händedruck mit "König Otto" war die erste persönliche Kontaktaufnahme. Im Plenarsaal war der Bischbrunner erst etwas enttäuscht, waren doch alle vermeintlich guten Plätze bereits beschlagnahmt. Noch saß einsam in der vorletzten Reihe des Unions-Blocks, direkt am Haupteingang, Ex-Bundesarbeitsminister Dr. Norbert Blüm. Auf die höfliche Frage, ob die Plätze nebenan noch frei seien, gab es ein klares Ja". Somit waren die Sitze für die Bürgermeister Rudolf Reith und Richard Krebs gesichert.

Als Außenminister Josch.ka Fischer den Plenarsaal betrat, wurde er von Wahlmann Reith zu einem Erinnerungsfoto gebeten. So ging es den ganzen Tag: einmal Fotograf, einmal Fotografierter.

Zu den letzten Platzsuchenden gehörten auch die Präsidenten des TSV 1860 München, Karl-Heinz Wildmoser, und des VfB Stuttgart, Gerhard Mayer-Vorfelder, in Branchenkreisen "MV" genannt. Ein aufmerksamer Saaldiener brachte einen Stuhl und beschaffte damit einen Sitzplatz für den VfB-Präsidenten - rechts neben "Nobby" Blüm und Richard Krebs.

Richard Krebs bei der Stimmabgabe.      

Der namentliche Aufruf zum Stimmabgabe nach dem Alphabet brachte die erste Unruhe in das hohe Haus. Wahlmänner und -frauen, die noch länger bis zum Aufruf warten mußten, gingen in die "Lobby". Auf dem Weg dorthin mußte fast die ganze Prominenz und Nicht-Prominenz bei den »Hinterbänklern" vorbei. Bei Mayer-Vorfelder schauten der Verwaltungsratsvorsitzende des FC Bayern, Ministerpräsident Edmund Stoiber ebenso vorbei wie 1860-Präsident Karl-Heinz Wildmoser, Kaiserslautern- Trainer Otto Rehhagel und Werder- Bremen-Manager Willi Lemke. "Schüchtern", wie die beiden Bürgermeister Richard Krebs und Rudolf Reith von Natur aus sind, mischten sie bei den Fußball-Fachgesprächen von "MV & Co" genauso mit wie bei manchen Diskussionen, die ihr Sitz-Nachbar Norbert Blüm führte.