Main-Post vom 25. März 2010

Mehrheit gibt großem Saal Vorrang

Bauausschuss stimmt für Sanierung noch 2010 – Im Etat eigentlich nicht vorgesehen


KARLSTADT (ka)   Mit knapper Mehrheit von acht zu sieben Stimmen entschied sich der Bauausschuss des Kreistages für eine Neugestaltung des großen Sitzungssaales im Landratsamt noch in diesem Jahr. Der Vorschlag von Landrat Thomas Schiebel und der Verwaltung sah dagegen vor, als Anschauungsobjekt erst einmal den kleinen Sitzungssaal zu modernisieren.

Dafür hatte der Landrat im Wesentlichen zwei Gründe: Im Haushalt ist gar nicht genug Geld für den Umbau des großen Sitzungssaales enthalten, 143 500 Euro sind es für beide Sitzungssäle. Die eigentliche Modernisierung des großen Saales hatte die Verwaltung erst für 2011 vorgesehen. Dazu gehören eine neue halboffene Anordnung der Bestuhlung mit Widerspiegelung in der Decke, bessere Akustik durch eine neue Lautsprecheranlage und andere Wandgestaltung, neue Beleuchtung und nicht zuletzt die Vorbereitung für die Nutzung von Notebooks an den Plätzen. Zusammen soll das 203 000 Euro kosten.

Weil insbesondere die Umgestaltung der Wände – dunkle Holzvertäfelung raus, helle Wandverkleidungen mit Akustikelementen rein – das Erscheinungsbild des Saales komplett umkrempeln wird, wollte Schiebel das erst im kleinen Sitzungssaal machen. Zudem sollte dort die Decke abgehängt und die Teeküche mit Vorraum vom eigentlichen Besprechungsraum abgetrennt werden.

Inklusive EDV-Verkabelung und neuen Stühlen hätte das mit Ausführung durch eigene Handwerker rund 34 000 Euro gekostet. Der kleine Sitzungssaal wird laut Pressestelle des Landratsamtes praktisch täglich genutzt.

Das meiste Geld, 74 000 Euro, hatte die Verwaltung für die unumgänglichen Verbesserungen des Brandschutzes mit Fluchttreppe außen am Gebäude und Brandschutztüren vorgesehen.

„Der Schuster hat die schlechtesten Schuhe, der Schneider die einfachsten Kleider.“

Kreisrat Richard Krebs zum Thema falsche Bescheidenheit

Die restlichen Haushaltsmittel von 35 500 Euro sollten im Vorgriff auf 2011 für Arbeiten an der Heizung, Elektrik und Fenstern des großen Sitzungssaales verwendet werden.

Die Kreisräte sahen das aber anders. Nach 40 Jahren sei es kein Jux, im großen Saal tätig zu werden, fand Richard Krebs (CSU). Er sitze ja weit vorne, doch hinten, bei der Presse, höre man fast nichts. Auch für Elmar Kütt (CSU) hatte der große Sitzungssaal Priorität.

„Uns geht das immer noch zu weit“, sagte dagegen Horst Wittstadt von den Grünen, die sich schon im Kreistag dagegen ausgesprochen hatten. Er passe auch nicht in die Zeit, etwas noch Funktionierendes durch etwas Moderneres zu ersetzen. Lieber lebe er mit dem Risiko, dass die Holzvertäfelung in zehn Jahren unter Denkmalschutz gestellt werde.

Darauf reagierte Richard Krebs mit dem Spruch „Der Schuster hat die schlechtesten Schuhe, der Schneider die einfachsten Kleider.“

Klaus Bittermann (CSU) versuchte, die Aussagen etwas zu relativieren: Die Klassenzimmercontainer für das Gymnasium in Karlstadt würden in den nächsten 1,5 Jahren eine halbe Million Euro kosten.

Erstmal nur die Fluchttreppe zu machen samt Wanddurchbruch in den Sitzungssaal erschien Uwe Lambinus (SPD) nicht sinnvoll. Hier sagte Landrat Thomas Schiebel noch, Brandschutz und großer Sitzungssaal seien zusammen in diesem Jahr nicht finanzierbar.

Horst Siegler (Freie Wähler) befürchtete, wenn der kleine Sitzungssaal nicht als Erstes gemacht wird, bleibe er letztlich wie er ist. Walter Heußlein (CSU) sah dagegen die Priorität beim großen Saal, Notebook- und internetfähige Plätze könnten den Kreisräten das Leben leichter machen, weil sie dann etwa die inzwischen online abrufbaren Sitzungsvorlagen nicht mehr ausdrucken müssten.

Ihm gefalle der Sitzungssaal noch ganz gut und es seien dort auch schon gute Beschlüsse gefasst worden, sagte Helmut Jeckel (Freie Wähler). Er fragte, ob man nicht einfach nur die Akustik verbessern könnte. Das sei mit einer einzigen Maßnahme nicht getan, erklärte dazu der Landrat.

Auf ein paar Monate komme es doch nicht an, meinte Edith Reuther (Freie Bürger) und sprach sich damit für den Vorschlag Schiebels aus. Sie wünschte sich einheitliche Stühle im kleinen und großen Sitzungssaal, damit man sie untereinander austauschen kann.

Die denkbar knapp getroffene Beschlussempfehlung an den Kreisausschuss sieht vor, dass 2010 der Brandschutz verbessert und der große Sitzungssaal modernisiert wird. Für die Mehrkosten, grob gerechnet 140 000 Euro, soll die Verwaltung einen Deckungsvorschlag machen.




Knappe Entscheidung: Mit acht zu sieben Stimmen entschied sich der Bauausschuss des Kreistages für eine Neugestaltung des großen Sitzungssaales im Landratsamt noch in diesem Jahr.
Foto: Holger Steiger



von Nachgedacht am 26.03.2010

Schönerer Sall, bessere Beschlüsse ?

Eigentlich kommt es doch nicht darauf an, wie ein Saal aussieht, sondern welche Leute dort sitzen und mit welcher Leistung sie da optimale Beschlüsse ins leben rufen.

Das ein schönerer Sall nun für bessere Beschlüsse sorgt, das halte ich für eine plumpe Milchmädchen-Rechnung. Sogar mit Notebook- und internetfähige Plätze, so so, wenn schon, denn schon. Ich hoffe dass Gemünden und insbesonders Wernfeld auch bald mal, im längst begonnenen Zeitalter der Technik, an ein optimales DSl-Netz angeschlossen werden. Das versenden von Nachrichten per Brieftauben geht immer noch schneller, als eine Mail zu versenden. Ist die Mail etwas größer, so geht sie erst gar nicht raus, was für eine Zukunft soll das hier sein, in dieser Gegend ?

Meeting-Konferenzen per Internet, selten so gelacht, in gewissen Dingen kann man sich mit dem bisherigen Mittelalter-DSl nicht mal Selbstständig machen.

Schafft mal bitte ganz schnell Zukunft und nicht nur für euch einen pompösen Saal, wo dadurch auch nichts besseres beschlossen wird.