Main-Post vom 20. Oktober 2011

Herr Prinzregent ist endgültig ausgezogen

Luitpoldhöhe bleibt der Öffentlichkeit verschlossen – „Verkauf besser als öffentliche Ruine“


WEIBERSBRUNN (Joachim Schwamberger)   Auch der Geist von Prinzregent Luitpold ist jetzt endgültig ausgezogen, Leute aus dem Volk ziehen ein: Die adligen Zeiten des ehemals königlichen Jagdschlosses Luitpoldhöhe gehören der Vergangenheit an. Im Frühjahr dieses Jahres ging es in Privatbesitz über und soll auch entsprechend verwendet werden: Die neue Besitzerin will es ausschließlich als Wohnhaus nutzen.

Die Luitpoldhöhe war praktisch eine friedliche Bastion der Wittelsbacher im nördlichen Frankenland. Prinzregent Luitpold (1821 – 1912) ließ es 1889 erbauen. Als gebürtiger Würzburger schätzte er das Frankenland und rief wenigstens einmal im Jahr zur Wildsaujagd in den Spessart.

Wurden in der Zeit des Prinzregenten im Jagdschloss Luitpoldhöhe auch Staatsgeschäfte abgewickelt, so blieb es zwischen 1920 und 1996 weiterhin „staatlichen Geschäften“ vorbehalten: Es diente der bayerischen Staatsregierung als Forstamt.

Der Wunsch vieler Lokalhistoriker und Kommunalpolitiker, das Schloss für einen öffentlichen Zweck freizugeben, wurde nicht erhört.

Besonders bedauert Weibersbrunns Bürgermeister Herbert Rüppel, dass die Luitpoldhöhe nicht unter den finanziellen und kulturellen Fittichen der öffentlichen Hand geblieben ist. Als sie vor vier Jahren offiziell zum Verkauf angeboten worden sei, habe die Gemeinde sich dafür interessiert, konnte sich den Kauf und die notwendige Renovierung aber nicht leisten.

Keine öffentliche Ruine

Prinzipiell stand er hinter einem Verkauf, weil er hoffte, dass der neue Besitzer den Verfall des Bauwerks verhindern könnte. Ähnlich sieht es sein Bischbrunner Amtskollege Richard Krebs als geografischer Nachbar: „Der private Erhalt ist weitaus besser als eine öffentliche Ruine.“

Die bayerische Staatsregierung hat zwar das Dach des Schlosses vor Jahren renovieren lassen, ansonsten aber wenig für die bauliche Erhaltung getan. Das will die neue Besitzerin ändern: Einer der Bewohner wird dies selbst tun und ein paar Jahre damit beschäftigt sein.

Rüppel sähe allerdings liebend gerne eine öffentliche Nutzung: als Touristenzentrum mit Gaststätte, als Regionalmuseum oder in ähnlicher Form. „Wir im Gemeinderat bedauern auch, dass wir in keiner Hinsicht ein Mitspracherecht über die Nutzung haben. Dies wäre erst bei einer Nutzungsänderung der Fall.“ Eine solche tritt aber laut Landratsamt Aschaffenburg nicht ein. Obwohl es ein Amtsgebäude war, seien immer Wohnzwecke einbezogen gewesen.

Auch denkmalschützerische Bedenken stehen der Renovierung nicht im Wege, weil sich die Renovierung nur aufs Innenleben beschränkt, nicht auf das Äußere.

Bei Wittelsbachern vorgesprochen

Die Landtagsabgeordneten Eberhard Sinner (Lohr) und Peter Winter (Waldaschaff) wollten den Verkauf vehement verhindern. Sinner sprach deswegen sogar im Hause derer von Wittelsbach vor.

Verkaufsverhandlungen sind seit 2007 immer wieder gelaufen, und zwar hat die Immobilien Freistaat Bayern das Haus übers Internet angeboten, zuletzt im vergangenen Jahr. Der Preis lag da mit 250 000 Euro für das 26 000 Quadratmeter große Grundstück um 50 000 Euro günstiger als das vorherige Angebot.

Die Verkaufsverhandlungen hätten sich aber immer als schwierig erwiesen, war von Bürgermeister Rüppel zu erfahren. Ähnliches gelte für den benachbarten ehemaligen Forstbetriebshof. Für ihn laufen angeblich derzeit ebenfalls Verhandlungen. Allerdings sind dort aufwändige Renovierungsarbeiten zu leisten. Beide Anwesen als Paket zu verkaufen, ist der Bayerischen Immobilienverwaltung nicht gelungen.

Wie viel das Jagdschloss in die bayerische Staatskasse gebracht hat, bleibt ebenso ein Geheimnis wie der Name der neuen Besitzerin, die nicht an die Öffentlichkeit treten möchte. Es werden ihr aber verwandtschaftliche Wurzeln nach Heimbuchenthal nachgesagt. Nahe des Jagdschlosses zeichnen sich weitere Bauarbeiten ab: Im Bereich des Rasthofs Rohrbrunn und der Autobahnüberführung wird die ehemalige B 8 zwischen 40 und 70 Meter nach rechts verlegt. Dies ist wegen der Erweiterung der Autobahn auf sechs Spuren und des Ausbaus der Raststätte notwendig. Auch die Autobahnbrücke wird verlegt und neu gebaut. Dadurch wird die Kurve an der Überführung begradigt und im Wald nahe der Haseltalbrücke wieder auf die ehemalige B 8 geführt.



Das Luitpoldschlösschen ist verkauft: Der Prinzregent jagte gern im Spessart und diese historische Postkarte belegt dies. Sie zeigt außerdem das Jagdschloss Luitpoldhöhe, wo der Regent residierte. Unsere Aufnahme zeigt eine der Tafeln am Kulturweg des Archäologischen Spessartprojekts, die im Spessart an diese Zeiten erinnern.
Repro: Johannes Ungemach



Forstbetriebshof neben dem Schloss: Für diese sanierungsbedürftigen Gebäude laufen die Verkaufsverhandlungen noch.
Foto: Joachim Schwamberger