Main-Post vom 17. Januar 2012

Richard Krebs fuhr 2011 mit Unglückskapitän Schettino

Bischbrunner Bürgermeister erinnert sich an seine Kreuzfahrt mit der „Costa Atlantica“


BISCHBRUNN (jogi)   Es war ein Geschenk zum 60. Geburtstag seiner Frau Anna: Richard Krebs, Bürgermeister von Bischbrunn, hat im vergangenen Jahr eine Kreuzfahrt an Bord der „Costa Atlantica“ gemacht. Vom 11. bis 18. Juni ging es mit dem Luxusschiff von Warnemünde aus über die Ostsee – mit Landgängen in Kopenhagen, Stockholm, Tallinn und St. Petersburg. Es war eine wunderschöne, unvergessliche Reise.

Heute, sieben Monate später, betrachtet das Ehepaar Krebs seinen achttägigen Urlaub aus einem anderen Blickwinkel. Denn Kapitän der „Costa Atlantica“ war Francesco Schettino – der Mann, der das Schwesterschiff der italienischen Reederei Costa Crociere, die „Costa Concordia“, am vergangenen Freitag gegen einen Felsen gesteuert haben soll. Mindestens elf Menschen wurden bei der Katastrophe im Mittelmeer getötet. Der Kapitän muss sich wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten.

Richard Krebs hat ein Bild in seinem Fotoalbum, das ihn und seine Frau zusammen mit Kapitän Schettino zeigt. Die Aufnahme wurde vom Bordpersonal der „Costa Atlantica“ gemacht. Schettino schüttelte Krebs die Hand, so wie er das bei vielen anderen Passagieren auch tat. Es war, als wollte der Kapitän mit dieser Geste zeigen, dass die Urlauber bei ihm bestens aufgehoben sind. Und dieses Gefühl hatte auch Richard Krebs während der gesamten Reise: „Ich hätte mich ihm sofort wieder anvertraut“, sagt er. Dass Schettino, ein adretter, sonnengebräunter Mann in schwarz-weißer Uniform, einmal traurige Berühmtheit erlangen würde, konnte niemand ahnen.

Die Sicherheit an Bord des Luxusliners wurde groß geschrieben, erinnert sich Richard Krebs. Gleich am ersten Tag habe eine „allgemeine Rettungsübung“ stattgefunden, die für jeden Pflicht war. Als das Alarmsignal zu hören war – sieben kurze Sirenentöne, gefolgt von einem langen Ton –, musste jeder Reisende seine Schwimmweste anlegen und zu einem Treffpunkt kommen, der an der Kabinentür angegeben war. „Der Ernstfall ist aber trotzdem immer etwas anderes als eine Übung – für die Passagiere genauso wie für die Besatzung und den Kapitän“, sagt Richard Krebs.

Von der Organisation an Bord der „Costa Atlantica“ und dem Umgang der Bediensteten mit den Urlaubern schwärmt der Bischbrunner Bürgermeister noch heute. „Auf dem Schiff haben alle Räder ineinandergegriffen, alles hat perfekt funktioniert“, sagt er. Nichts und niemand habe den Eindruck gemacht, als könnte bei einem Zwischenfall alles aus dem Ruder laufen, so wie jetzt auf der „Costa Concordia“ geschehen.

Obwohl er eine Seereise nun mit anderen Augen sieht, würde Richard Krebs wieder an Bord eines Kreuzfahrtschiffs gehen. Er sagt: „Das Leben birgt bei aller Perfektion immer ein gewisses Risiko.“




Erinnerung an die Gala-Nacht: Als Andenken an ihre Urlaubsreise mit der „Costa Atlantica“ bekamen Bischbrunns Bürgermeister Richard Krebs und seine Frau Anna dieses Bild, auf dem auch Kapitän Francesco Schettino zu sehen ist.
Foto: KREBS