Main-Post vom 29. Mai 2012

Doppelgänger kommt: Richard Krebs mal zwei


BISCHBRUNN (JOCHEN JÖRG)   Der große Augenblick rückt näher: Am Samstag, 2. Juni, werden sich Bischbrunns Bürgermeister Richard Krebs und sein Doppelgänger aus den USA, Richard T. Krebs, zum ersten Mal persönlich begegnen. Zwei Wochen wird sich der Gast aus Amerika gemeinsam mit seiner Frau Kathleen in Deutschland aufhalten. Dabei will er nicht nur Land und Leute kennenlernen, sondern auch auf den Spuren seiner Ahnen wandeln.

Die Vorfreude ist bei beiden Richards groß – doch mindestens genauso groß ist die Aufregung. „Ich habe fast nichts anderes mehr im Kopf“, sagt der Richard aus dem Spessart. In Bischbrunn geht es nicht nur ihm so: Nahezu der ganze Ort nimmt Anteil an der außergewöhnlichen Geschichte. „Ich hätte niemals erwartet, dass die Menschen so mit uns mitfiebern würden“, sagt der Bürgermeister.

Mit seinem Doppelgänger steht er seit dem ersten Brief im Oktober 2010 (wir berichteten ausführlich) in regem Kontakt. „Leider sind meine Englisch-Kenntnisse etwas bescheiden. Deshalb nutze ich beim Schreiben gerne einen Online-Übersetzungsdienst oder die Hilfe unserer Tochter Stefanie“, sagt der deutsche Richard. Stefanie arbeitet als Beamtin im Ausländeramt des Landratsamts Aschaffenburg und ist dem Vater gerne behilflich. So konnte ihr Papa schon zweimal per Skype mit seinem Namensvetter in den USA telefonieren und Einzelheiten des Besuches im Juni abstimmen.

Wenn der „Ami-Richard“ in Bischbrunn eintreffen wird, erwartet ihn ein Riesenspektakel. Sein Double hat für ihn ein „deutsch-amerikanisches Fest“ organisiert, das am Samstag gegen 18 Uhr auf dem Pausenhof der Grundschule beginnt. Dort wird die Feuerwehr im Vorgriff auf ihr eigenes Fest an Fronleichnam ein kleines Zelt aufbauen.

„Ich hätte niemals erwartet, dass die Menschen so mit uns mitfiebern würden.“ Richard Krebs Bürgermeister von Bischbrunn

Die Metzgerei Fertig sorgt für das Essen und der Elternbeirat des Kindergartens für die Getränke. Der Bürgermeister gibt sich spendabel: Er wird sämtliche Getränke stiften – die alkoholfreien und das Bier. Verkauft werden sie zum einheitlichen Preis von 1 Euro. Der Erlös kommt dem Kindergarten Bischbrunn zugute.

Der hiesige Richard hat seinem „Zwillingsbruder“ aus Pennsylvania bereits per E-Mail geschrieben, was für ein Trubel ihn in Bischbrunn erwartet. Richard T. antwortete: „Dies ist eine große Ehre für mich. Unsere Situation ist zwar sehr ungewöhnlich, vielleicht sogar einzigartig, aber mit einem solchen Empfang hätte ich niemals gerechnet. Ich danke Ihnen für das Privileg, dass ich die Menschen aus Ihrer Gemeinde kennenlernen darf.“

Schon einen Tag vor dem Fest in Bischbrunn, also am Freitag, 1. Juni, werden Richard T. Krebs und seine Frau am Stuttgarter Flughafen landen. In der baden-württembergischen Landeshauptstadt werden sie Bekannte besuchen. Von dort aus führt sie ihr Weg zunächst nach Rosenberg bei Ellwangen, wo Kathleen Krebs Vorfahren hat. Erst dann geht es nach Marktheidenfeld, hier hat das Ehepaar im Hotel „Anker“ ein Doppelzimmer reserviert. Zur Begrüßung am frühen Samstagabend wird die Spessarttrachtenkapelle ein Ständchen spielen, wenn der „doppelte Richard“ mit einer Kutsche in Bischbrunn eintrifft. Den Abend wird der Bischbrunner Künstler Karl Aulbach, bekannt als „Sternwirt's Karl“, mit einigen Darbietungen bereichern. Von Marktheidenfeld aus werden Richard und Richard zahlreiche gemeinsame Ausflüge unternehmen, die sich jenseits eines üblichen Besuchsprogramms bewegen.

„Unsere Situation ist sehr ungewöhnlich, vielleicht sogar einzigartig.“ Richard T. Krebs Doppelgänger aus den USA

Am 4. Juni beginnt die Suche nach den gemeinsamen Vorfahren in Weibersbrunn, wo ein Treffen mit Bürgermeister Herbert Rüppel ansteht. Anschließend geht es zum Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg. Mitarbeiter Matthias Klotz hat sich in den vergangenen Monaten redlich bemüht, Ahnenforschung für „Ami-Richard“ zu betreiben. Ob er die große Überraschung bieten kann? Für den 8. Juni ist eine Fahrt nach Altenbuch geplant, wohin der Stammbaum von Richard T. ebenfalls abzweigt. Verabredet sind die beiden Richards dort mit Bürgermeister Ludwig Aulbach. Abends sehen sich die Familien eine Freilichtaufführung des Stücks „Das Wirtshaus im Spessart“ vor dem Wasserschloss Mespelbrunn an. Am 11. und 12. Juni nehmen die Besucher aus den USA an der von der CSU Main-Spessart organisierten Landtagsfahrt nach München teil. Dort sollen „große Politik“ und „Münchener Flair“ präsentiert werden.

„Wir werden uns bemühen, der amerikanischen Familie Krebs einen Aufenthalt zu bereiten, an den sie sich gerne erinnern werden“, sagt der Bischbrunner Bürgermeister. Denn in den USA interessieren sich nicht nur die Freunde und Bekannten der Familie Krebs, sondern auch die Medien und sogar Michael T. Peifer, Mitglied des Repräsentantenhauses von Pennsylvania, für das außergewöhnliche Treffen. „Allen unseren amerikanischen Freunden wollen wir interessante Bilder ermöglichen“, sagt der Spessart-Richard.




Richard und Richard: Die Geschichte von den Doppelgängern interessiert die Medien auf beiden Kontinenten. Nachdem die Main-Post 2010 als erste Zeitung berichtet hatte, erschien kürzlich eine Titelstory im „News Eagle“ in Pennsylvania.
Foto: RICHARD KREBS




Die Vorfreude ist groß: Bürgermeister Richard Krebs mit der deutschen und der amerikanischen Fahne.
Foto: RICHARD KREBS