Main-Post vom 3. Juni 2012

Doppelter Richard Krebs: „Hurra, he is da“

Der Bischbrunner Bürgermeister Richard Krebs und sein Doppelgänger Richard T. Krebs aus USA trafen sich im Spessartdorf.


BISCHBRUNN (Ernst Dürr)   Der Bischbrunner Bürgermeister Richard Krebs und sein Doppelgänger Richard T. Krebs aus USA trafen sich im Spessartdorf. Es herrschte Stimmung wie beim Volksfest.

Als Bürgermeister Richard Krebs am Samstagabend seinen amerikanischen Doppelgänger Richard T. Krebs empfing, herrschte Volksfeststimmung. Zuvor hatten sich die „Zwillingsbrüder“, die sich über Internet kennenlernten, im Marktheidenfelder Hotel „Anker“ zum ersten Mal persönlich getroffen.

Der amerikanische Krebs hatte für den deutschen Geschenke aus der Heimat mitgebracht. So gab es für die ganze Familie einheitliche T-Shirts mit Aufdrucken der Doppelgänger-Namen, für die beiden Richards zusätzlich einheitliche Mützen, ganz so wie üblicherweise Zwillinge ausstaffiert werden.

So gekleidet ging es zunächst nach Esselbach, wo Richard & Richard am Edekamarkt mit Frau Kathleen (amerikanisch) und Tochter Stefanie und Enkeltochter Sophia (beide deutsch) das Gefährt wechselten. In einem Landauer, einer von zwei prächtigen Pferden gezogenen und mit deutschen und US-Fahnen geschmückten Kutsche, ging es bei sonnigem Himmel zum Pausenhof der früheren Grundschule in Bischbrunn, wo schon eine stolze Zahl von Gästen und sogar ein Team des Bayerischen Fernsehens warteten.

Die Feuerwehr hatte ein Zelt errichtet und eine Metzgerei sorgte für die Verköstigung. Alle Getränke waren vom Bürgermeister gestiftet und gingen zum Einheitspreis von einem Euro unters Volk, wobei der Erlös dem Kindergarten zugute kommt. Die Musiker der Spessarttrachtenkapelle Oberndorf eröffneten das Spessarter deutsch-amerikanische Freundschaftsfest. Sie zeigten sich von ihrer besten Seite und erfreuten den weitgereisten Gast mit einem Begrüßungsständchen. Beide Richards ließen es sich nicht nehmen, die Dirigentenstäbe in die Hand zu nehmen und sichtlich amüsiert den Ton anzugeben.

Auch die Kinder vom Bischbrunner Kindergarten „Sonnenland“ mit ihren Erzieherinnen hatten sich eingefunden und begrüßten „Herrn und Mr. Krebs“ mit „Hello, nice to see you“ und dem Lied von der Farm vom alten McDonald. Zum Dank öffneten die amerikanischen Gäste ihre große Reisetasche und teilten Geschenke in den US-Farben an die Kinder aus. Der deutsche Richard Krebs begrüßte die „Mitbürger diesseits und jenseits des Großen Teiches“ und zeigte sich überwältigt vom Empfang und der Resonanz. Zusammen mit seiner Frau Anna hieß er den amerikanischen Richard mit seiner Gattin Kathleen als Ehrengäste willkommen. Er wies die Geschenke vor, die er erhalten hatte und zog ein großes Messer hervor, um mit seinem Double Blutsbrüderschaft zu schließen, wie einst Winnetou und Old Shatterhand. Richard T. Krebs aus den Staaten blieb angesichts der Waffe weiter freundlich und furchtlos. Schließlich erfolgte die Blutsbrüderschaft auch nur symbolisch. Der US-Richard freute sich über den Zufall der Entdeckung. „Ich bin ein Einzelkind. Es ist schön, jetzt einen Bruder zu haben“, ließ er übersetzen. Er überbrachte Grüße vom Repräsentantenhauses von Pennsylvania.

Begonnen habe die Geschichte, als er für seinen heute fünfjährigen Enkel etwas über die Historie seiner Familie habe herausfinden wollen, die sich nach Aschaffenburg und Weibersbrunn verfolgen lässt. Beim Stöbern im Internet sei er verblüfft auf die Homepage seines deutschen Namenskollegen und Doppelgängers gestoßen. Zunächst habe er an einen Scherz gedacht, als er sein vermeintlich eigenes Bild im Internet sah. Sofort schrieb er an den deutschen „Twin“ und so sei man sich Stück für Stück näher gekommen bis zum jetzigen Besuch in Bischbrunn. Für 2013 sei bereits eine Gegenvisite in den USA geplant.

Bischbrunns Mundartdichter Jürgen Leimeister hatte dem Bürgermeisterdouble eigens ein Gedicht einmal nicht in „Bischbrünner Sproach“, sondern in deutsch-englischem Mischmasch gewidmet. „Hurra, he is da, der Richard aus Amerika“, begrüßte er ihn. Der aus Bischbrunn stammende Sänger Karl Aulbach, hierzulande als der „Sternwirts Karl“ bekannt, trug zur Gitarre das Lied „Der schöne Heuboden“ vor, in dem er schilderte, was dort alles so vor sich geht. So konnte der Gast aus Amerika gleich einige typische Facetten Bischbrunner Kultur kennenlernen.

Die „Welle Mainfranken“ wird am Montagmittag vom Fest berichten, ebenso das Bayerische Fernsehen in der „Frankenschau“ zwischen 17 und 18 Uhr.

Die beiden Krebse besuchen am Montag in Weibersbrunn den Bürgermeister, um möglichst von den dortigen Vorfahren von Richard T. Krebs eine Verbindung zum deutschen Doppelgänger in Bischbrunn zu finden. Auch ein Besuch in Aschaffenburger Archiven ist zu diesem Zweck noch vorgesehen.

Übrigens...

...die beiden Richard sind sich nicht nur äußerlich verblüffend ähnlich. Der deutsche meinte, sie hätten schnell festgestellt, dass sie beide sehr viel Humor haben. Und auch die sonstigen Charakterzüge sind wohl gar nicht so weit auseinander. Der amerikanische Richard, übrigens ein sehr umgänglicher und offener Mensch, teilte dem Berichterstatter im persönlichen Gespräch mit, seine Frau Kathleen würde ihn wegen seines Chefgehabes und seiner Liebe zur Repräsentation schon seit vielen Jahren „Mayor“, also „Bürgermeister“ nennen, ganz so als ob sie die Doppelgänger-Story schon vorausgeahnt habe.




Jetzt auch Blutsbrüder: Keine Angst, der Bischbrunner Richard setzte das Messer nur symbolisch bei seinem amerikanischem Freund an.
Foto: Ernst Dürr




Auch das Fernsehen war da: Richard Krebs aus Bischbrunn mit Ehefrau Anna (links) mit Richard T. Krebs aus USA mit Gattin Kathleen. Die Frankenschau des Bayerischen Fernsehens wird am heutigen Montag berichten.
Foto: Ernst Dürr




Kutschenpartie durch Bischbrunn: Der amerikanische Richard Krebs (links) und der deutsche Richard Krebs (winkend) genossen sichtlich die Huldigungen der Bischbrunner, als sie durch das Spessartdorf fuhren.
Foto: Ernst Dürr




Bischbrunn grüßt den amerikanischen Freund: Mit diesem Banner wurde Richard T. Krebs aus Pennsylvania willkommen geheißen. Es zeigt die Namensvetter beide in Uniform, als sie ihren Militärdienst ableisteten.
Foto: Ernst Dürr