Main-Post vom 15. Juni 2012

Doppelter Richard: Zum Abschied flossen Tränen

Zehntägiger Besuch von Richard T. Krebs aus Pennsylvania beim Bischbrunner Namensvetter und Doppelgänger ging zu Ende


BISCHBRUNN (mk)   Wahrscheinlich ist ihm nicht nur beim Besuch der Freilichtspiele „Das Wirtshaus im Spessarthaus“ in Mespelbrunn vieles märchenhaft vorgekommen: Richard T. Krebs weilte mit seiner Frau Kathleen zehn Tage zum Besuch seines Namensvetters, des Bischbrunner Bürgermeisters Richard Krebs, im Spessart.

Und der Bischbrunner Krebs ließ sich nicht lumpen: Beim ersten Kennenlernen im Marktheidenfelder Hotel „Anker“ brachte er nicht nur seine Familie mit, sondern auch ein Team des Bayerischen Fernsehens. Mit einer historischen Kutsche fuhren die amerikanischen Gäste zusammen mit dem Bürgermeister durch Oberndorf und Bischbrunn, um dann geradezu überwältigend an der Grundschule empfangen zu werden (wir berichteten).

Ahnenforschung wurde im Rathaus Rosenberg bei Ellwangen, in Weibersbrunn, im Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg und der Gemeinde Altenbuch betrieben. Aber immer noch fehlt der letzte verwandtschaftliche Nachweis der beiden Richards, die sich wie Zwillinge gleichen, fast gleichaltrig sind und deren beide Vorfahren aus der näheren Umgebung stammen. Aber menschlich kamen sich – trotz zweifellos vorhandener sprachlicher Defizite – Richard T. und seine Frau Kathleen mit dem Bischbrunner Krebs und seiner Familie immer näher. Die fünfjährige Enkelin Sophia eroberte das Herz ihres neuen amerikanischen „Opas Ritschert“ und dieser trat im Gegenzug das Opa-Privileg seines Enkels Theodore an den deutschen Richard ab. Die Begegnungen waren so herzlich, dass im nächsten Jahr beim Gegenbesuch in Pennsylvania am liebsten der ganze Bischbrunner Krebs-Clan mitreisen möchte.

Ein umfangreiches Programm hatte der Bischbrunner Richard für seinen amerikanischen Namensvetter organisiert. Dies reichte von der Teilnahme an der Bischbrunner Fronleichnamsprozession bis zur Besichtigung des Jagdschlosses „Luitpoldhöhe“ in Rohrbrunn, des Spessartmuseums in Lohr, des Wallfahrtsorts Mariabuchen, der Papiermühle in Homburg sowie der Residenz und Festung in Würzburg. Die Freilichtaufführung des Stücks „Wirtshaus im Spessart“ mit einem Besuch des „Räuberlagers“ in der Pause gehörte zum Höhepunkt der Reise. Eine Schifffahrt auf dem Main, Visiten im Forsthaus Sylvan, der Kartause Grünau oder des „Krakennest“ in Erlenbach gehörten zum Begleitprogramm. Die VG Marktheidenfeld begrüßte ihren amerikanischen Gast mit einem Sektempfang und ein Besuch im CSU-Parteibüro durfte nicht fehlen. Nach viel „Franconia“ stand zum Abschluss ein Trip in die Landeshauptstadt München mit Besuch des Bayerischen Landtags an.

Beim Abschied im Marktheidenfelder Hotel „Anker“ kam Wehmut auf, als der Bischbrunner Bürgermeister seinen neuen „großen Bruder“ aus Amerika noch einmal in die Arme schloss – und die Ehefrauen natürlich auch. Bis zum Gegenbesuch im kommenden Jahr können die sprachlichen Defizite noch etwas abgebaut werden – dann bleibt nur noch ein einziges Unterscheidungsmerkmal der beiden „Zwillingsbrüder“: Richard (Pennsylvania) ist Linkshänder – Richard (Bischbrunn) ist Rechtshänder.



Familienfoto in Mariabuchen: Die amerikanischen und deutschen Ehepaare (von links) Richard und Anna Krebs aus Bischbrunn sowie Richard T. und Kathleen Krebs aus Pennsylvania.
Foto: Krebs