Main-Post vom 30. Juli 2012

Krebs zur Einheitsgemeinde: „Gemeinsam etwas bewegen“

Bischbrunns Bürgermeister Krebs befürwortet den Weg zu einer Einheitsgemeinde


BISCHBRUNN/ESSELBACH (Andreas Brachs)   Ein heißes Eisen packen die Verantwortlichen der politischen und Kirchengemeinden Bischbrunn und Esselbach an: Sie diskutieren, ob sich die beiden Kommunen zu einer Gemeinde zusammenschließen sollen.

Ein runder Tisch hat dazu am Dienstag nicht öffentlich getagt (wir berichteten). Die Main-Post hat nun die beiden Bürgermeister befragt. Während Richard Krebs (Bischbrunn) viele Vorteile in einer Einheitsgemeinde sieht, ist Klaus Hofmann (Esselbach) zurückhaltender.

Auslöser der aktuellen Diskussion, die schon in den 1970er Jahren geführt wurde, ist Pfarrer Alexander Eckert, der die Zusammenarbeit über die Gemeindegrenzen schon in seiner Pfarreiengemeinschaft praktiziert. Bürgermeister Krebs greift den Faden auf. Er sieht viele gewichtige Entscheidungen auf seine Gemeinde zukommen: „Ein Sammelsurium an Problemen wartet auf uns.“ Es geht um die Infrastruktur der Gemeinde wie zum Beispiel um Kindergärten, Schulen oder ein Seniorenheim. Krebs fürchtet, dass die abnehmende Bevölkerungszahl dafür sorgen könnte, dass seine Gemeinde irgendwann „nicht mehr alles machen kann“.

Demgegenüber sieht Krebs schon jetzt eine ortsgrenzenüberschreitende Zusammenarbeit im Schul- oder im Abwasserzweckverband, im Spielmannszug oder beim OCV. Weitere Synergieeffekte kann er sich im Bauhof, bei den Feuerwehren und bei den Sportvereinen vorstellen. Damit könnten sich die benachbarten Gemeinden Doppelinvestitionen sparen. „Wir können auf niedrigem Niveau dahin vegetieren oder unsere Kräfte bündeln – dann kann man was bewegen“, zieht er eine Parallele zu Fußballvereinen der Umgebung. „Wir in Bischbrunn sind nicht die Reichsten. Aber dafür tragen wir einen Teil unserer Kaufkraft nach Esselbach“, sagt Krebs mit Blick auf das benachbarte Gewerbegebiet „Seewiese“, gleich hinter dem Ortsschild, in dem seine Bürger einkaufen. An dieser Stelle wird augenfällig, dass die Gemeinden zumindest baulich schon zusammengewachsen sind. Krebs macht deutlich, dass den Bischbrunner Schulden – sie liegen über dem Landesdurchschnitt – auch ein Gegenwert gegenübersteht. So ist zum Beispiel die Hauptstraße durch den Ort komplett saniert.

Der 2014 scheidende Bürgermeister könnte sich eine gemeinsame Verwaltung innerhalb der möglichen Einheitsgemeinde vorstellen – in der Esselbacher Schule, die heute das Rathaus beherbergt. Dafür würde sich das Schulleben am Standort Oberndorf konzentrieren.

Diese Variante hätte dann den Austritt aus der Verwaltungsgemeinschaft Marktheidenfeld zur Folge. Mit rund 4000 Einwohnern, meint Krebs, könnte Esselbach/Bischbrunn sich das leisten, ebenso wie einen hauptamtlichen Bürgermeister. „Das hätte für die Bürger große Vorteile, und die VG würde deshalb beileibe nicht zusammenbrechen“, lautet seine Überzeugung.

Krebs glaubt, dass Bayern sowieso irgendwann eine neue Gebietsreform erleben wird, deshalb will er lieber jetzt freiwillig handeln als später unter Zwang. Im Frühjahr 2014 stehen Kommunalwahlen an, zu denen sich Krebs sicher und Hofmann vielleicht nicht mehr stellen wird – laut Krebs ideal für einen Neubeginn, wenn er auch nicht zwanghaft an diesem Datum hängt. Zudem weiß er, dass er erst „die Grenzen in manchen Köpfen überwinden“ muss. So ein grundsätzliches Umdenken erfolge nicht über Nacht.

Der Bischbrunner Bürgermeister betont, dass der Ausgang der nun laufenden Diskussion völlig offen sei. Das ist er auch für Klaus Hofmann. Der Esselbacher Bürgermeister sieht einen Zusammenschluss der Gemeinden skeptischer.


Aus zwei mach eins: Die Gemeinden Bischbrunn und Esselbach diskutieren darüber, ob sie sich zusammenschließen sollen.
Foto: Adolf Spreng (2)/Brachs (2)