Main-Post vom 30. August 2012

DNA-Analyse: Richard und Richard sind nicht verwandt

"Blutsbrüder" bleiben sie trotzdem


BISCHBRUNN (JOCHEN JÖRG)   Die Ähnlichkeit ist frappierend, die Wesensmerkmale sind fast die gleichen – und doch sind Bischbrunns Bürgermeister Richard Krebs und sein fast gleichaltriger Namensvetter Richard T. Krebs aus den USA nicht miteinander verwandt. Das hat eine DNA-Analyse ergeben, die das amerikanische Institut „23andme“ im Auftrag der renommierten Tageszeitung „Wall Street Journal“ durchgeführt hat.

Die Zeitung, die mit einer Auflage von 2,1 Millionen Exemplaren erscheint, war auf die beiden Richards aufmerksam geworden, nachdem mehrere kleinere Zeitungen über deren Geschichte berichtet hatten. Dem „Wall Street Journal“ war die Story auch die 299 Dollar wert, die jede DNA-Analyse kostete. Um den Abgleich zu ermöglichen, hatte Richard aus Bischbrunn extra eine Speichelprobe nach Amerika geschickt.

Schon vor ihrem ersten Treffen Anfang Juni im Spessart (wir berichteten) hatten Richard und Richard in Erwägung gezogen, ihre genetischen Daten unter die Lupe nehmen zu lassen. Das Vorhaben scheiterte jedoch an den Kosten: Für die Untersuchung in Würzburg hätten sie jeweils rund 500 Euro bezahlen müssen – das war beiden der Spaß nicht wert.

Die vom „Wall Street Journal“ gesponserte Untersuchung in den USA brachte nun Klarheit: Bis zum siebten Cousin ist keine Verbindung nachweisbar. Die Enttäuschung über diese Nachricht hielt sich bei den Doppelgängern in Grenzen. Denn bereits ihre Nachforschungen im Spessart hatten keine nachweisbaren Querverbindungen ergeben, obwohl ihre Vorfahren allesamt aus dem Raum Aschaffenburg stammen.

Seit sie Gewissheit haben, haben der Bischbrunner und der „Ami-Richard“ schon wieder fleißig E-Mails ausgetauscht und per Skype telefoniert. Sie waren sich einig: Ihr familiär-freundschaftliches Verhältnis wird durch das negative Ergebnis der DNA-Analyse nicht beeinträchtigt. Symbolische Blutsbrüderschaft hatten die beiden in Bischbrunn ohnehin längst geschlossen.

Ob das „Wall Street Journal“ nun noch über die Geschichte berichten will, ist nicht bekannt. Das Interesse mehrerer amerikanischer Lokalzeitungen ist aber nach wie vor groß. Schon heute haben sie Interview-Wünsche für den April des kommenden Jahres angemeldet. Dann wird der Bischbrunner Bürgermeister mit seiner Familie zum Gegenbesuch in die Staaten fliegen – und die beiden Richards werden sich zum ersten Mal auf amerikanischem Boden treffen.

Dafür hat Richard T. Krebs bereits Vorschläge gemacht, die in zwei Wochen nur schwerlich zu verwirklichen sind. Dazu gehören die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von New York ebenso wie die Niagarafälle oder ein Baseballspiel. Und wenn ein bayerisch-fränkischer Bürgermeister nach Amerika reist, gehören auch diverse politische Punkte zum Programm. Auch das amerikanische Schulsystem wird Gegenstand des Besuches ein.

Viel zu lachen werden die Richards bei ihrem Treffen sicher haben – zum Beispiel über einige amüsante Ergebnisse der DNA-Analyse. So soll der Bischbrunner Bürgermeister ähnliche Gendaten haben wie der amerikanische Großinvestor und Unternehmer Warren Buffett, mit einem geschätzten Privatvermögen von 44 Milliarden US-Dollar der drittreichste Mensch der Welt, oder wie der südafrikanische Erzbischof Desmond Tutu.

Außerdem soll das Genmaterial vom „Spessart-Richard“ zu 2,8 Prozent mit dem Neandertaler identisch sein. Kein Wunder, denn die Krebs'schen Vorfahren stammen seit rund 30 000 Jahren aus dem europäisch-vorderasiatischen Raum, so die Analyse. Und da waren ja bekanntlich auch die Neandertaler zu Hause.

DNA-Analyse

Mit Hilfe einer DNA-Analyse kann festgestellt werden, ob eine genetische Verwandtschaft zwischen zwei Menschen besteht. Solche Untersuchungen werden bei Vaterschaftstests gemacht, aber auch bei der Ahnenforschung. Durch den Abgleich der Daten lassen sich verschiedene Äste des Stammbaums zusammenführen, Vermutungen und Familienlegenden bestätigen oder widerlegen. Die DNA, Träger der Erbinformation, ist bei allen Menschen zu 99,9 Prozent identisch. Die restlichen 0,1 Prozent sind die Ursache für individuelle Unterschiede (zum Beispiel Augenfarbe oder Erkrankungsrisiken).




Der doppelte Richard Krebs: Eine DNA-Analyse hat ergeben, dass der Bischbrunner Bürgermeister (rechts) und sein Namensvetter aus den USA nicht miteinander verwandt sind.
Foto: Krebs