Main-Post vom 28. April 2014

42 Jahre lang jedem Bürger geholfen

Sekretärin Karin Kunkel verlässt das Rathaus


BISCHBRUNN   Wenn Bürgermeister Richard Krebs am 30. April seinen Hut nimmt, geht auch die Bischbrunner Gemeindesekretärin Karin Kunkel in den Ruhestand. Als „Mädchen für alles“ hat sie 42 Jahre lang im Rathaus gearbeitet und drei Bürgermeister in ihren ehrenamtlichen Diensten unterstützt. Ihr Vater, Valentin Pfeuffer, war selbst 18 Jahre Bürgermeister im damals noch selbstständigen Windheim.

Als 1972 ihr Sohn geboren wurde, suchte Kunkel einen Halbtagsjob; sie wohnt direkt gegenüber dem Oberndorfer Rathaus. Und prompt bekam sie den Posten als Gemeindesekretärin. Der Anfang war spannend, denn damals wurde der Daubholzmacher Erwin Väth in einer „wilden Wahl“ zum Bürgermeister bestimmt – also ohne kandidiert zu haben.

„Wir waren beide neu im Rathaus und mussten am Anfang viel in anderen Verwaltungen erfragen“, erinnert sich Kunkel. Hochzeiten, Geburten, Sterbefälle – fast alle Verwaltungsaufgaben wurden noch vor Ort erledigt. Eine Verwaltungsgemeinschaft gab es nicht. Also hatte Kunkel immer viel zu tun.

„Wenn mein Kind geschlafen hat, bin ich kurz über die Straße ins Rathaus“, wenn es drängte. Und so hielt es Kunkel über vier Jahrzehnte, denn die Bürger kamen oft auch außerhalb der Bürostunden und baten um Hilfe. „Jedem wurde so gut geholfen, wie man konnte“, fasst die Sekretärin das zusammen.

„Das ist das Schöne, dass man fast alle Leute kennenlernte“, sagt die 63-Jährige rückblickend. Von vielen Schicksalen hat sie zwangsläufig erfahren, viele Familienverhältnisse sind ihr vertraut. „Bis auf die Neuzugezogenen“, sagt sie mit einem Schmunzeln und ist sich mit Bürgermeister Krebs einig. Die Neubürger erledigen ihre Verwaltungsgänge oft bei der VG. „Da bleibt manchmal nur das Ausgeben der gelben Säcke“, sagt Kunkel verschmitzt.

Mit den drei Bürgermeistern Erwin Väth, Heinrich Krebs und Richard Krebs kam die Gemeindesekretärin gut zurecht. Der scheidende Bürgermeister war nicht nicht nur ihr längster Wegbegleiter, sondern auch ein kollegialer Chef. „Ich hätte mir keinen besseren wünschen können“, lobt sie ihn. „Wir werden Kumpels bleiben.“

Krebs fand Kunkel „gründlich, zuverlässig und hilfsbereit – und immer da, wenn ich sie gebraucht habe“. Das war auch so, als einmal mitten in der Gemeinderatssitzung der Strom ausfiel. Kurzerhand tagten die Protokollantin und die Gemeinderäte bei Kerzenschein weiter.

Woran Kunkel sich am liebsten erinnert: „Es gab eine Frau, die oft meine Hilfe brauchte. Eines Tages stand sie mit einer Rose in der Tür. Das hat mich sehr gefreut und ist mir bis heute nicht mehr passiert.“

Andreas Brachs